Sternenhimmel:Jünger der Finsternis

Sternenhimmel: Anfang April 23.30 Uhr
Ende April 21.30 Uhr

Anfang April 23.30 Uhr

Ende April 21.30 Uhr

Im April hat ein berühmter Optiker Geburtstag: Bernhard Schmidt hat die Standardausrüstung für Sternengucker erfunden.

Von Helmut Hornung

Das Unglück geschah, als Bernhard Schmidt elf Jahre alt war: Der Bub hatte Schießpulver in ein Metallrohr gestopft und daraus eine kleine Bombe gebaut. Doch die ging unplanmäßig hoch und zerfetzte ihm die rechte Hand. Trotzdem wurde Schmidt, der am 11. April 136 Jahre alt geworden wäre, zu einem der berühmtesten Optiker der Geschichte. Ein von ihm Anfang der 1930er-Jahre erfundener Teleskoptyp hat die Astrofotografie revolutioniert, er liefert über ein großes Areal gestochen scharfe Bilder. Noch heute sucht die Raumsonde Kepler mit einem "Schmidt-Spiegel" nach Planeten bei fernen Sternen.

Diese Himmelskörper waren allerdings noch kein Thema, als der 1879 in Estland geborene Bernhard Schmidt ein Technikstudium in Göteborg absolvierte. Danach lebte er im sächsischen Mittweida, wo er in einer alten Kegelbahn eine optische Werkstatt einrichtete. Er schliff Linsen und Spiegel, baute Fernrohre und konstruierte 1926 ein biegsames System für medizinische Untersuchungen, heute Gastroskop genannt. Im selben Jahr wurde Schmidt freier Mitarbeiter an der Hamburger Sternwarte. Seine optischen Fähigkeiten waren unübertroffen. "Meine Hand ist empfindlicher als die feinsten Fühlhebel", pflegte er zu sagen. Tatsächlich konnte er allein durch das Berühren einer Linse oder eines Spiegels winzige Abweichungen vom gewünschten Schliff erfühlen.

So genial der Mann als Optiker war, so eigen war er als Mensch. Vor der Erfindung "seines" Teleskops schloss er sich wochenlang in der Werkstatt ein. Andererseits ging er wohl regelmäßig auf Sauftour. Seine Todesumstände sind umklar. Gestorben ist er vor 80 Jahren wohl an einer Lungenentzündung im Hamburger Krankenhaus Friedrichsberg: einem Irrenhaus. Die letzten Tage vor seinem Tod soll Schmidt randaliert haben. Er wurde in die Zwangsjacke gesteckt. Sein letzter Satz im Krankenreport: "Ich bin ein Jünger der Finsternis."

Am Monatsende gibt es die Chance, Merkur mit bloßem Auge zu sehen. Der Planet zeigt sich am günstigsten zwischen 26. April und 6. Mai in der Abenddämmerung knapp über dem nordwestlichen Horizont; gut 20 Minuten nach Sonnenuntergang sollte man den Himmel durchforsten. Venus im Stier strahlt bis Mitternacht am westlichen Firmament. Zwischen 9. und 12. April passiert die Liebesgöttin den offenen Sternhaufen der Plejaden - ein netter Anblick im Fernglas. Mars im Widder können wir allmählich von der Beobachtungsliste streichen, Jupiter im Krebs ziert den Nachthimmel. Saturn im Skorpion verlegt seine Aufgänge im Lauf des Monats in die Zeit vor Mitternacht. Uranus und Neptun bleiben unsichtbar.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Ostervollmond am 4., Letztes Viertel am 12., Neumond am 18. und Erstes Viertel am 26. April. Die totale Mondfinsternis am 4. April lässt sich von Mitteleuropa aus nicht verfolgen. Der Meteorschwarm der Lyriden erreicht am 22. April sein Maximum, stündlich flitzen etwa 20 Sternschnuppen über den Himmel.

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