Sprit-Misere in Frankreich:Rien ne va plus

Sprit-Misere in Frankreich: Schieben statt fahren: Mit der Treibstoff-Blockade will die Gewerkschaft CGT die Rücknahme eines Gesetzes erzwingen.

Schieben statt fahren: Mit der Treibstoff-Blockade will die Gewerkschaft CGT die Rücknahme eines Gesetzes erzwingen.

(Foto: afp)

In Frankreich brauchen Autofahrer derzeit gute Nerven: Radikale Gewerkschafter sorgen dafür, dass der Sprit knapp wird.

Von Leo Klimm, Paris

Erst den Wagen zur Tankstelle schieben - um dort dann stundenlang zu warten. So ergeht es derzeit einigen Autofahrern in Frankreich. Viele Tankstellen werden seit Tagen nicht mehr beliefert, weil Raffinerien bestreikt und Treibstoffdepots blockiert werden. Von landesweit 12 000 Tankstellen hatten rund 1500 keinen Sprit mehr. Und wenn doch, durften sie ihn nur in 30-Liter-Rationen abgeben.

Frankreichs Regionen sind allerdings sehr unterschiedlich von der Treibstoff-Not betroffen: Im Norden und Nordwesten ist Sprit schwer zu bekommen. Auch im Großraum Paris ist der Mangel teils bemerkbar, wenngleich weniger stark. In den übrigen Regionen und an den - vorrangig versorgten - Autobahntankstellen gibt es dagegen noch keine Engpässe.

Grund für die Sprit-Misere ist ein erbitterter Streit zwischen radikalen Gewerkschaften und der sozialistischen Regierung um eine Reform, die den französischen Arbeitsmarkt flexibilisieren soll. Die Regierung hat das Gesetz unter Umgehung der Nationalversammlung durchgesetzt. Die Treibstoff-Blockade ist nun die Antwort der Gewerkschaften darauf. So wollen sie die Rücknahme des Gesetzes erzwingen. Fünf der acht Raffinerien in Frankreich standen am Montag still oder wurden blockiert, erklärte die Gewerkschaft CGT.

Während die CGT droht, das Land "schnurstracks in die Benzinnot" zu steuern, beschwichtigt die Regierung: "Wir beherrschen die Lage völlig", so Premier Manuel Valls. Er setzt seit dem Wochenende die Polizei ein, um blockierte Depots "zu befreien". Sein Verkehrsstaatssekretär verweist zudem auf die sogenannte strategische Reserve, über die das Land im Fall der Fälle 90 Tage lang versorgt werden könne.

Für Donnerstag rufen die Gewerkschaften auch Hafenarbeiter zum Streik auf. Der Zugverkehr wird seit Wochen beeinträchtigt. Die Reformgegner drohen, auch die Fußball-Europameisterschaft zu stören, die am 10. Juni beginnt.

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