Sprachpflege:Ausgebrüht

Sarah Connor als Musiklehrerin
(Foto: Bernd Settnik/dpa)

Die Auszeichnung von Sarah Connor als Deutschlands "Sprachwahrerin" zeigt: Selbst wer gestern noch im Lichte brühte, kann heute schon im Glanze blüh'n.

Von Marc Felix Serrao

Der Verein für Sprachpflege e. V. aus Erlangen ehrt jedes Jahr Deutschlands "Sprachwahrer". Schon das Wort klingt putzig; man stellt sich grimmige Rentner in Funktionskleidung vor, die durch Fußgängerzonen patrouillieren und jeden Teenie zusammenfalten, der "Ey, Alter" sagt: "Das heißt: Obacht, Gevatter!"

Doch so nah die Häme liegt, sie trifft die Falschen. Der Verein leistet wertvolle Arbeit. Das zeigen auch die "Sprachwahrer 2015". Platz eins geht an einen Studenten, der trotz angedrohten Notenabzugs auf "gendersensible" Sprache verzichtet hat, also Binnen-Is und Gendersterne. Platz zwei geht an den Nigerianer Andrew Onuegbu, der sich bis heute weigert, sein Kieler Lokal "Zum Mohrenkopf" umzutaufen. Anders als die meisten autochthonen Experten empfindet er den Begriff "Mohr" nicht als rassistisch - was nebenbei die interessante Frage aufwirft, wer eigentlich und mit welcher Legitimation in diesem Land die Grenzen des Sagbaren zieht. Schließlich Platz drei: Sarah Connor . Die Sängerin hat ihr erstes Album auf Deutsch veröffentlicht, "Muttersprache", was nach "Sexy as Hell" und "Naughty but Nice" ein echter Stilwechsel ist. Ein mutiger dazu. Ihr bekanntester Versuch, Deutsch zu singen, fand 2005 in der Münchner Fußballarena statt. "Brüh' im Lichte dieses Glückes", trällerte sie, gemeint war die Nationalhymne.

Elf Jahre später beweist Sarah Connors Ehrung, dass man Sprache noch so sehr malträtieren, gendern oder korrigieren kann: Wer sich besinnt und wieder gut zu ihr ist, den empfängt sie mit offenen Armen.

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