Spott in Indien:Premier Modi versteigert seinen Anzug

US President Barack Obama in India

Narendra Modi (re.), hier - in einen Nadelstreifenanzug gewandet - zusammen mit US-Präsident Barack Obama, will eben diesen Anzug versteigern.

(Foto: dpa)

Narzissmus, Überheblichkeit: Die Kritik war scharf, als Indiens Premier Modi in einem Anzug auftrat, auf dem sein Name hundertfach zu lesen war. Nun wird das teure Stück versteigert - und die Angebote erreichen schwindelerregende Höhen.

Von Arne Perras, Singapur

Ein paar dünne Streifen auf Stoff machen dicke Schlagzeilen in Indien. Premier Narendra Modi lässt in diesen Tagen einen seiner Anzüge für einen guten Zweck versteigern. Bis Donnerstagnachmittag lag das höchste Gebot bereits bei 200 000 Euro, die Auktion soll Freitagabend enden. Der 64-jährige Regierungschef dürfte erleichtert sein, wenn er das gute Stück endlich los ist. Der extravagante Stoff hat kaum dazu beigetragen, die Beliebtheit des Premiers in den vergangenen Wochen zu steigern.

Begonnen hat alles mit dem Besuch des US-Präsidenten Barack Obama in Delhi. Dem Treffen Ende Januar wurde höchste Bedeutung beigemessen, und so analysierten Kommentatoren nicht nur jedes Wort, das während des dreitägigen Besuches fiel. Auch das Outfit der beiden Staatsmänner stand unter intensiver Beobachtung. Als manche ganz genau hinsahen, entdeckten sie, dass der dunkle Anzug Modis von besonderer Art war. Die Streifen entpuppten sich aus der Nähe als eine Kette senkrecht verlaufender Buchstaben. Und die ergaben nichts anderes als den vollen Namen des Premiers: Narendra Damodardas Modi.

Spott in Indien: Wie war Ihr Name? Ein Anzug hilft.

Wie war Ihr Name? Ein Anzug hilft.

(Foto: Prakash Singh/AFP)

Während Designer die kühne Wahl eines personalisierten Anzuges lobten, brach in den sozialen Medien ein Sturm der Entrüstung los. Manche warfen Modi Narzissmus vor, andere sprachen von der Überheblichkeit der Macht. Als Berichte kursierten, wonach der Anzug nahezu 14 000 Euro gekostet habe, steigerten sich Spott und Zorn noch weiter. Und als die Inder schließlich erfuhren, dass schon der frühere ägyptische Militärmachthaber Hosni Mubarak Nadelstreifen mit eigenem Namen trug, war das Stück kaum noch zu verteidigen.

Alles andere als bescheiden

Viele Inder fühlten sich verraten. Hatte der Premier im Wahlkampf nicht stets seine bescheidene Herkunft betont? Und setzte er sich nicht mit den Bürgern auf die Straße und schlürfte Tee? Manche Analysten glauben nun, dass der umstrittene Anzug sogar zur Schlappe beigetragen hat, die Modis Partei bei den Wahlen in der Hauptstadt Delhi erlitt. Andere sehen das als übertrieben an. Unübersehbar sind jedoch die Empfindlichkeiten, mit denen die Massen allem begegnen, was als Arroganz der politischen Klasse gedeutet werden kann.

Nun also kommt der Anzug mit dem eingewebten Namen unter den Hammer, gemeinsam mit 450 anderen Geschenken, die dem Premier seit Amtsantritt überreicht worden sind. Und die Reichen Indiens zögern nicht. Vorne lag am Donnerstag der Diamantenhändler Komalkant Sharma aus der Stadt Bhavnagar im Nordwesten Indiens mit einem Gebot von 14,1 Millionen Rupien. Schon kurz nach Beginn der Auktion war der Textilmagnat Rajesh Juneta mit zwölf Millionen Rupien (umgerechnet 170 000 Euro) vorgeprescht. Er wollte den Anzug gerne im Büro haben, gleich neben einer Modi-Statue. Jeden Tag werde er dann mit dem Stoff sprechen, damit er ihn für weitere Geschäfte inspiriere, erklärte Juneta. Nun muss er noch etwas drauflegen, wenn er den Zuschlag haben will.

Was zusammenkommt an Geld, soll helfen, den heiligen Fluss Ganges zu reinigen. So nützt ein nobler Anzug vielleicht doch noch einem noblen Ziel.

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