Spenden veruntreut:Teurer Weg ins Paradies

Mit langen Fingern in der Kasse: Mitglieder der größten evangelikalen Kirche Brasiliens stehen vor Gericht, weil sie Spenden der Gläubigen im großen Stil veruntreut haben sollen. Die 1,5 Milliarden Euro haben sie angeblich in Schmuck investiert.

Viele Gläubige bringen auch viele Spenden auf, selbst wenn die meisten von ihnen bettalarm sind: Der Gründer einer der größten evangelikalen Kirchen in Brasilien muss sich zusammen mit neun Gemeindemitgliedern wegen Betruges verantworten. Ein Richter in Sao Paulo ließ die Klageschrift der Staatsanwaltschaft gegen Edir Macedo zu. Er wird beschuldigt, Spenden der zumeist armen Kirchenmitglieder für private Geschäfte veruntreut zu haben.

Die Angeklagten sollen nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von 2003 bis 2008 mehr als vier Milliarden Real, umgerechnet 1,5 Milliarden Euro, für sich abgezweigt haben - Spenden die für die Kirche, die Iglesia Universal del Reino de Dios, bestimmt waren. Das Geld soll unter anderem für Schmuck ausgegeben worden sein. Um Geld ins Ausland zu schaffen, seien Unternehmen zur Geldwäsche gegründet worden.

Der Kirchenanwalt Arthur Lavigne wies die Vorwürfe gegenüber der Tageszeitung Folha de S. Paulo zurück. Die Iglesia Universal hat nach eigenen Angaben nahezu acht Millionen Mitglieder in Brasilien und weitere im Ausland.

Macedo, der die Kirche 1977 gründete, besitzt einen großen Fernsehsender, mehrere Radiosender und drei Tageszeitungen. Außerdem gehören ihm ein Reiseunternehmen und eine Lufttaxigesellschaft. Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es schon einmal Ermittlungen wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung, doch konnte nie etwas bewiesen werden.

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