Spekulationen um entführten Frachter:Lösegeld für die Arctic Sea

Russland bestätigt, dass Lösegeld für den Frachter Arctic Sea gefordert wurde. Angeblich hatten die Entführer gedroht, das Schiff zu sprengen.

Die Spekulationen über das mysteriöse Verschwinden und Wiederauftauchen das Frachters Arctic Sea gehen weiter. Ein Gewährsmann im russischen Verteidigungsministerium bestätigte am Mittwoch, dass eine Lösegeldforderung für das Schiff gestellt worden sei.

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(Foto: Foto: AFP)

Weiter meldeten russische Nachrichtenagenturen, die Entführer hätten damit gedroht, die Arctic Sea in die Luft zu sprengen. Schifffahrtsexperten äußerten Zweifel an den Berichten.

Die Besatzungsmitglieder hätten bestätigt, dass die Entführer Lösegeld gefordert hätten, hieß es unter Berufung auf den Gewährsmann. Die Entführer seien bewaffnet gewesen, hätten ihre Waffen jedoch beim Eintreffen der russischen Fregatte, die die Crew am Montag rettete, über Bord geworfen.

Am Dienstag hatte bereits das russische Versicherungsunternehmen Renaissance mitgeteilt, am 3. August telefonisch eine Lösegeldforderung in Höhe von 1,5 Millionen Dollar (1,06 Millionen Euro) erhalten zu haben.

Bei dem Anrufer habe es sich um einen Englisch sprechenden Mann gehandelt, der sich als Vermittler im Dienste der Entführer bezeichnet habe, erklärte Renaissance-Vizepräsident Wladimir Duschin. "Er hat gesagt, sie würden die Geiseln erschießen und das Lösegeld verdoppeln, falls wir die Medien oder die Behörden informieren", sagte Duschin. Auch die finnischen Ermittler erklärten, den bisherigen Ermittlungen zufolge habe es sich tatsächlich um eine Entführung gehandelt.

Spekulationen über geheime Fracht

Schifffahrts- und Sicherheitsexperten zeigten sich jedoch skeptisch. Die Berichte über eine Lösegeldforderungen seien wenig glaubhaft, sagte der Herausgeber des russischen Marine-Informationsdienstes "Sowfracht", Michail Woitenko. Woitenko und andere Experten haben die Vermutung geäußert, die Arctic Sea habe eine geheime Fracht an Bord gehabt, möglicherweise Waffen oder Drogen.

Der Frachter war am Montag nach drei Wochen mit den 15 russischen Besatzungsmitgliedern an Bord vor der westafrikanischen Küste von der russischen Marine gefunden worden. Acht mutmaßliche Entführer wurden festgenommen. Es gab indes immer noch keine Hinweise darauf, wieso diese das Schiff in ihre Gewalt bringen wollten. Offiziellen Angaben zufolge hatte der 18 Jahre alte Frachter nur Holz im Wert von 1,3 Millionen Euro geladen.

Das Verschwinden des 98 Meter langen Schiffs auf der Route von Finnland nach Algerien gab den Ermittlern Rätsel auf - und nährte so manche Verschwörungstheorie. Den letzten Funkkontakt gab es am 28. Juli im Ärmelkanal. Vier Tage zuvor war die Besatzung nach eigenen Angaben in der Ostsee vor Schweden überfallen worden.

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