Spanisches Königshaus im Internet:Elefanten: Fehlanzeige

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Nach einem Jahr der Imagekrisen öffnet sich das spanische Königshaus seinen Untertanen und geht - wohl nicht ganz freiwillig - online. Von Elefanten ist auf der Internetseite zwar ebenso wenig zu lesen wie vom unliebsamen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin. Aber immerhin dürfen die Spanier jetzt nachfragen.

Thomas Urban, Madrid

Eine Weile hat es gedauert, aber nun ist auch das spanische Königshaus im weltweiten Netz angekommen - wenn wohl auch nicht ganz freiwillig. Denn die Monarchenfamilie hatte zuletzt ihr annus horribilis erlebt, ein "schreckliches Jahr" mit Spekulationen über eine außereheliche Affäre des Königs Juan Carlos, der sich ungeschickterweise in weiblicher Begleitung für eine Elefantensafari nach Botswana begeben hatte, während sein Land mit der Schuldenkrise rang. Hinzu kam eine Finanzaffäre, in die sein Schwiegersohn verstrickt sein soll. Gleich zwei Image-Desaster also, nach denen es nahelag, dass der bislang fast hermetisch abgeschlossene Hof, an dem weiter das strengste Zeremoniell Europas gilt, sich seinen Untertanen gegenüber ein wenig öffnet.

Unverfängliches Familienalbum: Die neue Webseite der spanischen Monarchie. (Foto: screenshot: www.casareal.es)

Unter der Adresse www.casareal.es darf der spanische Steuerzahler nun viele nette Familienbilder anklicken, staatstragende Reden nachlesen und auch von sonstigen beschwerlichen Pflichten des Monarchen erfahren: So wartet der neue Helikopter NH90 für eine Schauvorführung auf den königlichen Kopiloten, und in den Königspalast kommen die Profis von Atlético Madrid, die zwar seit 16 Jahren keinen nationalen Titel mehr errungen haben, aber nun immerhin für den Sieg im Uefa-Supercup belobigt werden wollen. Zudem wird Königin Sophia ein Zentrum für die Adoption verlassener Tiere besuchen - ohne den Gemahl, der es sich ja mit dem Abschuss eines Elefanten im Tierfreundemilieu kräftig verscherzt hat. Die Suchfunktion der Webseite meldet unter dem Stichwort "Elefant" vorsichtshalber: Fehlanzeige.

Etwas verwirrend ist, dass der Kronprinz, Felipe von Asturien, auf den Fotos mal mit und mal ohne Vollbart zu sehen ist. Welches Bild aktuell ist, darf man sich aussuchen. Bei Iñaki Urdangarin hat mangelnde Aktualität indessen seine Richtigkeit. Das jüngste Foto ist ein gutes Jahr alt und damit eine indirekte Bestätigung, dass der königliche Haussegen noch immer schief hängt: Denn so lange ist der zum Prinzen von Palma aufgestiegene ehemalige Handballer nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Presseberichten zufolge hat der Ehemann der Königstochter Cristina Stiftungsgelder in eigene Taschen gelenkt. Die Vermutung: Offizielle Termine sind für den Schwiegersohn bis auf weiteres tabu.

Über ein Kontaktformular können die Bürger nun erstmals elektronisch bei ihrem König nach all diesen Dingen fragen. Ob man eine Antwort bekommt, ist allerdings unklar. Nur in einem herrscht Gewissheit: Drei Viertel der Spanier meinen nach wie vor, Juan Carlos mache seine Sache als König gut.

© SZ vom 18.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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