Thronwechsel in Spanien:König Juan Carlos gibt die Krone an seinen Sohn weiter

Nach fast vier Jahrzehnten an der Macht gibt der spanische König die Krone weiter: Juan Carlos tritt nach Angaben der Regierung in Madrid ab. Sein Nachfolger ist Kronprinz Felipe.

Der spanische König Juan Carlos dankt nach Regierungsangaben ab. Kronprinz Felipe werde die Thronfolge antreten, sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy am Montag. Das habe der 76-jährige Monarch nach reiflicher Überlegung mit Blick auf seinen Gesundheitszustand entschieden, berichtet die spanische Zeitung El País.

Juan Carlos werde das Volk über die Gründe seiner Entscheidung auch persönlich informieren. Es wird eine Ansprache geben, die im spanischen Fernsehen und im Radio übertragen wird. Kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung ist die Webseite des spanischen Königshauses derzeit nicht mehr zu erreichen. Auf Twitter sind auf dem offiziellen Account Bilder zu sehen, die das Gespräch zwischen Juan Carlos und Rajoy zeigen.

Rajoy berief für Dienstag eine außerordentliche Kabinettssitzung ein. Damit der König abdanken kann, müsse ein eigenes Gesetz verabschiedet werden, sagte der Ministerpräsident. Eine Abdankung des Monarchen ist im spanischen Rechtssystem bislang nicht vorgesehen. Er hoffe, dass das Parlament dann schon nach "sehr kurzer Zeit" der Ernennung von König Felipe zustimmen könne, sagte Rajoy. "Ich möchte betonen, dass dieser Prozess geordnet abläuft und die Reife unserer Demokratie unter Beweis stellen wird", wird der Regierungschef von El País zitiert.

Juan Carlos wird seit Monaten von gesundheitlichen Problemen geplagt. Dennoch trifft die Entscheidung Spanien völlig überraschend - eine Abdankung hatte der König bislang strikt ausgeschlossen.

Juan Carlos wurde am 5. Januar 1938 im Exil in Rom geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Italien, Portugal und der Schweiz. 1962 heiratete er Prinzessin Sofía von Griechenland. Mit der heute 75-jährigen Sofía hat er drei Kinder: Die 50-jährige Infantin Elena, ihre zwei Jahre jüngere Schwester Infantin Cristina und der 46-jährige Thronfolger Felipe.

Skandale beschädigten das königliche Image

Den Thron hatte der König im Jahre 1975 nach dem Tod des faschistischen Herrschers Francisco Franco bestiegen. Zunächst haftete Juan Carlos der Ruf an, ein Zögling des Diktators zu sein. Doch der König überraschte alle Skeptiker damit, dass er die Diktatur nicht fortführte, sondern auf Machtbefugnisse verzichtete und den Anstoß zu Reformen gab. Bei einem Putschversuch rechter Militärs im Jahre 1981 verteidigte er das neue System. In den Jahren danach konnte sich die Demokratie festigen und so wurde Spanien im Jahr 1986 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. Regierungschef Rajoy spielte in seinem Statement auf diese Rolle an: "Wir alle haben ihm gegenüber eine unbezahlbare Schuld."

Über Jahre hinweg hatte Juan Carlos hohe Popularitätswerte. Doch sein Image hat nach mehreren Skandalen zuletzt jedoch stark gelitten. So musste sich der König vor zwei Jahren öffentlich für eine umstrittene Elefantenjagd in Botswana entschuldigen. Königstochter Cristina steht im Verdacht, in einen Korruptionsskandal um ihren Ehemann Iñaki Urdangarin verwickelt zu sein. Immer wieder gab es zudem Gerüchte über die zerrüttete Ehe von Juan Carlos und Königin Sofia.

Oppositionsführer Alfredo Pérez Rubalcaba von der sozialdemokratischen PSOE sieht in der Abdankung des Königs den "bedeutendsten politischen Akt, der sich in unserem Land seit dem Übergang zur Demokratie ereignet hat". Juan Carlos sei es gerade in den Anfangstagen seiner Regentschaft gelungen, zum "König aller Spanier" zu werden.

Weniger versöhnlich äußert sich Inés Arrimadas, die Sprecherin der Partei "Ciudadanos". Dass der König seinen Verzicht erkläre, sei die Gelegenheit für eine zweite "Transición" (So wird in Spanien die Phase des Übergangs zur Demokratie bezeichnet, Anm. d. Red.), die "mehr Demokratie, mehr Gleichheit, mehr Solidarität in Spanien und eine Politik im Dienste der Bürger ermöglichen könne".

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