Soziales Netzwerk:Daumen runter auf Facebook

Facebook

Einen "Dislike"-Knopf lehnte Facebook bisher stets ab, weil man keine negative Stimmung ins Netzwerk bringen wolle.

(Foto: Jens Büttner/dpa)
  • Seit Jahren fragen Facebook-Nutzer vergeblich nach einem "Gefällt-mir-nicht"-Button. Jetzt soll dieser im Messenger getestet werden.
  • Der gesenkte Daumen ist Teil einer Reihe von Emojis, mit denen man bereits eine breitere Palette an Reaktionen ausdrücken kann.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Ein Jahr ist es nun her, dass Planet Facebook ein paar neue Gefühle freigeschaltet hat. Statt immer und überall nur den blau-weißen Corporate-Daumen hoch zu halten, konnten die Nutzer von da an auch ein Herz, einen lachenden Emoji, einen staunenden Emoji, einen weinenden Emoji, und, siehe da, auch einen wütenden Emoji unter all die Hochzeitsbilder, Beförderungsnachrichten und Nachrufe setzen. Macht vier eher positive Regungen versus zwei eher negative Regungen auf dem blauen Digitalkontinenten mit seinen fast 1,9 Milliarden Bewohnern.

Durchaus logisch für den Nutzer, wer will schon "Gefällt mir" drücken, wenn in Italien die Erde bebt oder Muhammad Ali stirbt? Und durchaus logisch auch für Facebook, denn mehr Gefühle bereitstellen heißt auch: den Nutzer noch genauer analysieren zu können; Reaktionen sind ja nicht einfach nur Reaktionen, sie sind eine Währung.

Nur den immer wieder geforderten Dislike-Button - das Gegenstück also zu Daumen hoch - den haben die Nutzer nie bekommen, da konnten sie so viele Anti-Gruppen gründen, wie sie wollten. Daumen runter, das passt irgendwie nicht zur Alles-super-Aura von Facebook, diesem weltumspannenden Unternehmen. Als der erhobene Daumen 2009 eingeführt wurde, hieß es aus dem Unternehmen: "Positive Meldungen passen besser zu uns als negative. Eine destruktive Information erzeugt keine viralen Effekte."

Daumen runter erstmal nur im Messenger

Und jetzt, 2017, dreizehn Jahre nach Gründung, werden Misanthropen und anderweitige Freunde der schlechten Laune doch noch für ihr Ausharren belohnt, der Negativ-Daumen kommt, allerdings zunächst nur ein bisschen. Wie das Onlineportal Techchrunch berichtet, soll die Antithese zum ubiquitären Gefällt-mir-Wahn nicht in der Timeline ausgespielt werden, sondern erst einmal nur im Messenger, und zwar testweise für einige Nutzer. Werde der Anti-Daumen gut angenommen, könnte er dauerhaft eingeführt werden. Woher der Sinneswandel?

Vielleicht liegt es daran, dass Facebook mittlerweile realisiert hat, dass fast zwei Milliarden Menschen dann doch nicht nur rumliken, sondern auch sehr viel Arbeit machen, weil sie herumhassen und strafrechtlich relevante Inhalte verbreiten. Vielleicht hat man aber auch realisiert, dass so ein Daumen hoch 2017 nicht das allgemeingültigste unter den Symbolen ist. Und der Shitstorm trotzdem kommt, ganz sicher.

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