Sorge um Australiens Meerestiere:Bedrohung aus der Tiefe

Vor der Küste Australiens strömt unkontrolliert Öl aus einem Bohrloch. Ein 130 Kilometer langer Ölteppich bedroht die Tierwelt.

Gerhard Fischer

Ein großer Ölteppich bedroht die Meereswelt vor der Nordwestküste Australiens. Er befindet sich knapp 200 Kilometer vom Festland entfernt, ist etwa 46 Kilometer breit und 130 Kilometer lang. Das entspricht ungefähr der doppelten Fläche Mallorcas. Der Ölteppich wird dabei ständig größer: Experten sagten der australischen Nachrichtenagentur AAP, täglich würden "mehr als 50000 Liter Öl" austreten.

Das Öl schießt seit dem 21. August unkontrolliert aus einem Bohrloch am Meeresboden unter der Plattform Montara. Die zuständige Ölfirma PTTEP Australasia wollte nun am Sonntag anfangen, einen Tunnel zu bohren. Er soll 2,6 Kilometer unter dem Meeresboden auf den lecken Schacht treffen und genutzt werden, um die Ölquelle mit Schlamm zuzuschütten.

Der Direktor von PTTEP Australasia, Jose Martins, sagte am Wochenende bei einer Pressekonferenz in Perth, dass knapp 300 Arbeiter mit der Schadensbekämpfung beschäftigt seien - unter ihnen Experten von Alert Well Control, einem Unternehmen, das auf die Behebung von Ölunfällen spezialisiert ist.

Mike Allcorn, Managing Director von Alert Well Control, sagte in Perth, sein Unternehmen habe 30 Jahre Erfahrung bei Öl- und Gasunfällen; seine Experten würden 50 bis 60 Mal pro Jahr zu Hilfe gerufen. Er gehe fest davon aus, dass es ihnen gelingen werde, das Leck vor der Küste Australiens zu stopfen. Allerdings räumte Allcorn ein, dass Unfälle dieser Art sehr selten seien; der letzte liege " sieben oder acht Jahre" zurück. Die Arbeiten würden Wochen dauern. PTTEP-Direktor Martins wollte bei der Pressekonferenz nicht sagen, was der Einsatz kosten wird. Es meinte nur: "viel".

Die australische Behörde für Marine-Sicherheit hatte das Gebiet zunächst mit Chemikalien aus der Luft besprüht, um das Öl aufzulösen. Der Chemiker Bob Kagi von der Universität Perth kritisierte das. "Sie versprühen die Chemikalien, um irgendwas zu tun", sagte er. "Oft richten Chemikalien aber mehr Schaden an als das Öl."

Nach Angaben der Umweltstiftung WWF ist die Region zwischen Australien und Osttimor eine der wichtigsten Durchzugsgebiete für Meerestiere. Piers Verstegen von der westaustralischen Naturschutzbehörde sagte dem britischen Sender BBC, besonders Wale und Delphine seien von dem Öl bedroht: "Buckelwale kommen dort zusammen, um ihre Jungen zu gebären." Fischer haben nach Angaben von Umweltschützern bereits Schildkröten gefunden, die mit Öl verschmiert waren.

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