Sommerloch 2004:Als die Bilder laufen lernten

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Der Coup des Sommers: Am helllichten Tag rauben Unbekannte zwei Munch-Gemälde in Oslo und werden dabei fotografiert. Ansonsten geht es in diesem Sommer vor allem um das Arbeitslosengeld. Peter Hartz macht sich ziemlich unbeliebt.

Christina Maria Berr

Eine Entführung am helllichten Tag: Die berühmten Bilder "Der Schrei" und "Madonna" des norwegischen Expressionisten Edvard Munch werden aus einem Osloer Museum gestohlen. Vor den Augen von Besuchern, Museumswärtern und Passanten holten die Täter die Bilder von der Wand und zogen von dannen.

Erst zwei Jahre später tauchten die Gemälde schwer beschädigt wieder auf. Die Täter hatten sie schlecht behandelt.

Beinahe sah es aus, als lernten das Gemälde laufen. Die Fotos, die am 22. August eher zufällig entstanden, kamen wie gerufen in der sonst so nachrichtenarmen Zeit.

Im Juli war es noch Schlag auf Schlag gegangen: Bundespräsident Horst Köhler trat sein Amt an und man echauffierte sich über die so genannten "Alcopops". Die Mixgetränke wurden als jugendgefährdend eingestuft - und mit saftigen Steuern belegt. Die Getränkehersteller klagten, die Jugendlichen kauften das Zeug weiter.

Der Bundestag beriet in der Zeit über die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe und billigte mit großer Mehrheit das Hartz-IV-Gesetz. Die Bürger reagierten darauf mit großen Protestmärschen, die Montagsdemos im Osten wurden wiederbelebt. Bundeskanzler Gerhard Schröder machte sich in dieser Zeit eher unbeliebt. Noch schlechter erging es dem Namensgeber und damalige VW-Vorstand Peter Hartz. Dessen Name wird seitdem gleichgesetzt mit Sozialabbau, Ungerechtigkeit und Armut in Deutschland.

Hendrix und die Papageien

Auch in Bayern wurde es für die Träger bekannter Namen ungemütlich: Man entdeckte gekaufte Mitglieder bei der Münchner CSU und nötigte die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier zum Rücktritt. Bruder Max Strauß konnte ihr nicht beistehen, er wurde gerade vom Augsburger Landgericht wegen Steuerhinterziehung verurteilt - zu Unrecht, wie am 6. August 2007 vor Gericht entschieden wurde.

Und sonst? Aus England kam derweil eine Meldung, die vielleicht nicht wahr, wohl aber witzig ist: Dort herrschte nämlich eine Papageinplage. Nach Schätzungen, so hieß es in der Presse, sollen auf der Insel 20.000 der exotischen Vögel wohnen. Importiert hatte sie - so das merkwürdige Gerücht - Jimi Hendrix. Der Rocker hatte die Exemplare offenbar aus den Tropen mitgebracht.

Den größten Erfolg hatte in diesem Jahr wohl ein Deutscher im Ausland. Otto Rehagel, Trainer der griechischen Mannschaft wurde zum neuen Liebling der Griechen. Denn am 4. Juli 2004 gewann seine Mannschaft die Europameisterschaft. "Rehakles" war ein Fußballheld geworden.

Ach, und am 17. Juli wurde Angela Merkel 50. Den Empfang nutzte FDP-Chef Guido Westerwelle für sein "stilles Coming Out" und trat zum ersten Mal mit seinem Freund Michael Mronz öffentlich auf. Anschließend erklärte Westerwelle der Presse: "Man kann doch nur dann gemeinsam zu Veranstaltungen gehen, wenn man nicht allein ist." Und sein Freund fand: "Ich bin kein Held des Sommerlochs." Wirklich?

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