Social Media:Kampfzone Tierschutz

Peta-Aktion gegen Antibiotika im Fleisch

Aktivisten der Tierschutzorganisation Peta bei einer Demonstration in Berlin.

(Foto: dpa)

Wo früher Latzhosenträger mit Flugblättern wedelten, genügt heute ein Tweet, um ein Millionenpublikum zu erreichen. Nie zuvor haben sich Tierschützer, Unternehmen und Wissenschaftler derart bekriegt.

Von Anne Backhaus und Laura Hertreiter

Ein Ferkel liegt tot in einer Tonne. Schnitt. Ein Schwein säugt seinen Nachwuchs, den Bauch zwischen Metallstangen gezwängt, auf dem Betonboden versickert Blut. Schnitt.

So beginnt das neueste Enthüllungsvideo des Tierschutzaktivisten Friedrich Mülln. Für die Bilder hat sich der Gründer der Organisation Soko Tierschutz nachts in Stallungen der Herrmannsdorfer Landwerkstätten eingeschlichen - eines bayerischen Bio-Vorzeigebetriebes, der mit fröhlichen Schweinen auf Kleewiesen wirbt und ihr Fleisch zu Spitzenpreisen verkauft.

Wo auch immer das Video in den vergangenen Wochen im Internet auftauchte, war sofort auch die Wut. Sie richtet sich gegen den Biohof, gegen die ganze Biobranche, gegen Fleischesser überhaupt und gegen Menschen, die Babyschweine in Tonnen werfen. Umgekehrt werden Tierschützer als Hausfriedensbrecher beschimpft.

So läuft Tierschutz heute. Wo früher ein paar Latzhosenträger mit Flugblättern um Aufmerksamkeit warben, wo sie mit nackter Haut und Kunstblut vor Pelzläden demonstrierten, genügt heute ein Post, ein Tweet oder ein Clip, um ein weltweites Millionenpublikum zu erreichen.

Drastische Bilder, die in Timelines gespült werden

Müllns Film aus dem bayerischen Biostall ist dabei noch vergleichsweise harmlos. Immer wieder übertreten Aktivisten die Grenzen des Legalen. Ihr Kampf für die gute Sache verschmilzt mit der Jagd auf spektakuläre Bilder. Sie spülen drastische Fotos und Videos in die Timelines. Aufgesägte Affenköpfe, verkabelte Hunde, geschredderte Küken. Bilder von gewaltiger emotionaler Wucht. Einer Wucht, die oft genug das Leid von Pelztieren, Mastschweinen, Versuchsratten und Tierheim-Insassen gemindert hat. Mit der Tierschützer aber auch schneller über ihr Ziel hinausschießen. Mit fatalen Folgen für Menschen und Tiere, wie unsere Recherchen zeigen.

Wir haben Wissenschaftler besucht, die mit Affen experimentieren. Einer forscht nur noch hinter hohen Mauern, um zur Heilung schwerer Krankheiten wie Demenz und Parkinson beizutragen. Einer musste seine Versuche ganz aufgegeben, der Druck war zu hoch. Wir haben mit Tierschützern gesprochen, die um Klicks kämpfen und mit solchen, die deshalb im Netz selbst zum Ziel schmutziger Kampagnen wurden. Eine Reportage zwischen den Fronten.

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