Sklaverei-Fall in London:Verdächtige sollen Maoisten gewesen sein

Der Fall mutmaßliche Sklaverei-Fall von London beschäftigt weiterhin die Polizei. Scotland Yard versucht, das Leben der drei Frauen und ihrer mutmaßlichen Peiniger nachzuzeichnen. Medienberichten zufolge wechselten die mutmaßlichen Sklavenhalter mehrmals die Adresse - und sie sollen Ex-Maoisten sein.

Die Verdächtigen im Fall von Sklaverei in London sind nach Informationen der BBC frühere Maoisten. Der 73 Jahre alte Mann und die 67 Jahre alte Frau sollen in den 1960er Jahren nach London gekommen sein. Sie hätten sich dem Mao-Tsetung-Gedenkzentrum im Stadtteil Brixton angeschlossen, das 1978 von den Behörden zwangsgeräumt und geschlossen worden. Die drei Verdächtigen seien in den 1970er Jahren gemeinsam mit drei weiteren Aktivisten dort einmal festgenommen worden.

Außerdem wurde bekannt, dass die mutmaßlichen Sklavenhalter in den vergangenen Jahrzehnten offenbar mehrmals die Adresse gewechselt haben. Die Ehepartner, die aus Indien und Tansania stammen sollen, hatten Verbindungen zu 13 Adressen in ganz London, berichtet der britische Guardian. Vermutlich sei das Paar mit den drei Frauen mehrmals umgezogen.

Die aktuelle Wohnung am Peckford Place im Süden Londons war nach Medienberichten erst 2005 errichtet worden. Die beiden älteren Opfer im Alter von 57 und 69 Jahren sollen den Mann über eine Art politische Sekte mit stark linker Ausrichtung kennengelernt haben. Die 30-Jährige könnte womöglich als Tochter des Mannes und der 57-Jährigen schon in der Gemeinschaft geboren worden sein.

Mehr als 500 Liebesbriefe an den Nachbarn

Die drei Frauen waren am 25. Oktober mit Hilfe einer Organisation zum Schutz von Frauen und Kindern befreit worden. Sie gaben an, mehr als 30 Jahre lang in einer physischen und psychischen Abhängigkeit und in moderner Sklaverei gelebt zu haben. Nach Medienberichten soll die 30 Jahre alte Frau - möglicherweise die Tochter der 57 Jahre alten Irin und des 73 Jahre alten Tatverdächtigen - seit Jahren Kontakt zu einem Nachbarn gehabt haben.

Der 26-jährige Nachbar hatte der Boulevardzeitung Mail on Sunday Liebesbriefe der Frau vorgelegt, in denen sie beschreibt, sie sei gefangen "wie eine Fliege im Spinnennetz". Am Montag berichtete auch der Guardian über die Briefe. Nach Angaben der Freundin des Nachbarn sollen über die Jahre mehr als 500 Briefe bei dem Paar eingegangen sein.

In Großbritannien geht unterdessen die Diskussion über die Ausmaße von moderner Sklaverei weiter. Innenministerin Theresa May sagte, Formen von Zwangsarbeit und Sklaverei seien in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens "sichtbar versteckt". Sie nannte unter anderem Nagelstudios, Schnellimbisse und Bordelle als Orte, wo Menschen ausgebeutet werden. Das britische Unterhaus will im nächsten Jahr ein Gesetz verabschieden, das unter anderem härtere Strafen für Menschenhandel vorsieht, bis hin zu lebenslanger Haft.

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