Skandale in norditalienischem Bistum:Sündenpfuhl Albenga-Imperia

Skandale in norditalienischem Bistum: Bischof Mario Oliveri während einer Messe in Albenga. (Archivbild aus dem Jahr 2010)

Bischof Mario Oliveri während einer Messe in Albenga. (Archivbild aus dem Jahr 2010)

(Foto: Imago Stock&People)
  • Im Bistum Albenga-Imperia in Norditalien sind zahlreiche Priester in Skandale verwickelt.
  • Geistliche sollen Nacktfotos von sich im Netz verbreitet und die Gemeindekasse geplündert haben. Außerdem gibt es Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen.
  • Papst Franziskus hat einen Vatikan-Diplomaten in die Diözese geschickt, um die Vorfälle zu untersuchen.

Bischof mit Vorliebe für lateinische Messen

Ein Vierteljahrhundert konnte Mario Oliveri in dem kleinen norditalienischen Städtchen Albenga unbehelligt seiner Arbeit nachgehen. Eine Vorliebe des 70-jährigen Bischofs sind dreistündige Messen - bevorzugt in lateinischer Sprache. Doch nun steht der Kirchenmann unter direkter Beobachtung des Papstes. Der Grund: Die Skandale in seinem Bistum häufen sich, Gerüchte über italienische Priester auf Abwegen drangen bis nach Rom.

Oliveris Bistum ist nicht groß. Neben der Stadt Albenga mit ihren 23 000 Einwohnern an der Küste Liguriens gehören noch die Nachbarstadt Imperia und einige weitere kleinere Kommunen dazu. Doch was die Kirchenmänner dort so treiben, beschäftigt mittlerweile nicht nur italienische Medien.

So wurde ein Priester versetzt, weil er eine Geliebte gehabt haben soll. Dessen Nachfolger geriet schnell ins Gerede, weil er nackt auf einer Dating-Seite posierte und Kontakt zu Homosexuellen pflegte. Doch damit nicht genug: Wenn der Pfarrer nicht gerade Messen las, arbeitete er Berichten von Lokalzeitungen zufolge hinterm Tresen einer Bar, in der Partys mit minderjährigen Prostituierten stattgefunden haben sollen. Ein Priester aus einem Nachbarort soll die Kasse seiner Pfarrei geplündert haben, ein weiterer verbreitete pikante Fotos von sich auf Facebook.

Vorfälle am Strand

Am Strand einer anderen Kommune sollen Touristinnen vom örtlichen Pfarrer unsittlich angefasst worden sein, einen Ort weiter soll der Pfarrer die Ehefrau eines Hafenkommandanten während einer Prozession eindeutig angeflirtet haben. So klagte es der Ehemann jedenfalls der örtlichen Lokalzeitung. Was sich wie das Drehbuch einer Telenovela anhört, beschäftigt bereits seit mehreren Jahren die Staatsanwaltschaften der Region. Das berichtet die italienische Tageszeitung La Repubblica.

Und wie reagierte Oliveri, der von den italienischen Medien den Spitznamen "Bischof der Skandale" verpasst bekam?

Er verteidigte einen Priester nachdrücklich, der wegen sexuellen Missbrauchs einer Messdienerin zu sieben Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden war.

Ungeklärter Todesfall im Bistum

Die Ärztin Luisa Bonello aus dem skandalträchtigen Bistum hatte den priesterlichen Missbrauch an einigen ihrer Patienten dokumentiert und angezeigt. Die Italienerin hatte im Vatikan in einem persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus Aufklärung gefordert und beklagt, dass Oliveri jahrelang nichts unternommen habe.

Wieder zurück im Bistum Albenga-Imperia soll die Frau dann von Bistumsmitarbeitern aufs Schlimmste diskreditiert worden sein. Das ging so weit, dass nicht nur Gerüchte über Bonello verbreitet wurden, sondern der strenggläubigen Katholikin auch der Umgang mit ihrem Beichtvater verboten wurde. Bonello wurde kurz vor einer Abreise nach Rumänien tot aufgefunden worden. Die Staatsanwaltschaft hat nun ein Ermittlungsverfahren eröffnet: wegen Anstiftung zum Suizid.

All diese Vorfälle müssen den Papst und seine Berater sehr beunruhigt haben. Also schickte Franziskus vor Kurzem einen Sondergesandten, der sich die Vorkommnisse vor Ort genauer anschauen sollte. Was Adriano Bernardini in seinem Bericht an den Papst reportierte, muss diesen mehr als entsetzt haben. Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass der Papst Bischof Oliveri am liebsten so schnell wie möglich in den Ruhestand schicken möchte. Ein Verwalter des Papstes solle Oliveri bis dahin "zur Seite stehen". Übersetzt heißt das wohl, Oliveri wird von seinen Amtsgeschäften entbunden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: