Singapur:Kirchenoberhaupt veruntreut 32 Millionen für Pop-Karriere seiner Ehefrau

  • Der Gründer und fünf weitere führende Mitglieder der evangelikalen City Harvest Church in Singapur sind schuldig gesprochen worden, mehr als 32 Millionen Euro unterschlagen zu haben.
  • Mit dem Geld sollen sie die internationale Pop-Karriere der Ehefrau von Kirchengründer Kong Hee finanziert haben. Die nun Verurteilten argumentierten, Sun Ho habe die Botschaft der Kirche weltweit verbreiten wollen.
  • Nun drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Sechs leitende Kirchenmitglieder haben Gelder veruntreut

Der Gründer und fünf weitere führende Mitglieder einer christlichen Kirche in Singapur sind schuldig gesprochen worden, mit Geldern aus der Kirchenkasse die Gesangskarriere der Ehefrau des Kirchenoberhaupts finanziert zu haben. Der Prozess, der in Singapur viel Aufsehen erregte, lief bereits seit zwei Jahren. Die jetzt Verurteilten sollen umgerechnet 32 Millionen Euro unterschlagen haben. Das Strafmaß ist noch nicht verkündet worden, doch es drohen bis zu 20 Jahren Haft.

Hauptangeklagter in dem spektakulären Prozess ist Kong Hee, der Gründer der City Harvest Church. Er soll gemeinsam mit den Buchhaltern der Kirche und anderen leitenden Pfarrern ein aufwändiges Verfahren ersonnen haben, um das Geld aus der Kirchenkasse abzuzweigen und die internationale Karriere seiner Frau Ho Yeow Sun zu befördern, die sich auch Sun Ho nennt. Laut dem britischen Guardian hat Ho bisher fünf Alben in Taiwan mit Songs auf Mandarin veröffentlicht. Ihr Debut auf dem US-Markt hatte sie 2003, seither hat sie dort in mehreren Videos mitgewirkt.

Mit Geldern, die eigentlich für den Bau von Kirchen bestimmt waren und die sie angeblich in Wertpapiere investiert hatten, ließen die Kirchenoberen unter anderem das Popvideo zu dem Song "China Wine" produzieren, in dem die 43-Jährige mit Hip-Hop-Künstler Wyclef Jean auftrat. Den kostspieligen Bemühungen zum Trotz hat es bisher nicht zu internationaler Berühmtheit gereicht.

Die evangelikale Bewegung wächst in Singapur

Die 1989 gegründete City Harvest Church ist vor allem für ihre an Popkonzerte erinnernden Gottesdienste bekannt. Vergeblich hatten die Angeklagten zu ihrer Verteidigung argumentiert, Sun Ho habe die Botschaft der Kirche in den USA und bei Popmusik-Fans in aller Welt verbreiten wollen. Sie war dafür vor sechs Jahren eigens nach Los Angeles gezogen. Sun Ho gehörte nicht zu den Angeklagten.

Der größte Teil der Einwohner Singapurs sind Buddhisten, doch die Zahl der Christen steigt stetig. Gaben im Jahr 2000 nur 14,6 Prozent der Einwohner an, christlichen Glaubens zu sein, so stieg diese Zahl bis 2010 auf 18,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel der Anteil der Buddhisten um fast zehn Prozentpunkte von 42,5 auf 33,3 Prozent. Zum Teil liegt diese Entwicklung auch am Entstehen von christlich-evangelikalen Mega-Kirchen wie der City Harvest Church, die in dem wohlhabenden Stadtstaat rasch zu Reichtum gekommen ist.

Mittlerweile hält die Gemeinde jedes Wochenende 15 Gottesdienste für mehr als 17 000 Gläubige ab. Laut der New York Times lehrt die City Harvest Church, die zur Pfingstbewegung gehört, in ihren Predigten die Bedeutung von materiellem Wohlstand. Gründer Kong Hee sieht dies als eine Belohnung für ein gottgefälliges Leben.

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