Sicherheitskonzept:So will Köln die Silvesternacht sichern

Polizei zu Vorbereitungen für Silvester

Etwa 1500 Beamte der Polizei werden in der Stadt im Einsatz sein, 300 davon sollen in Dreierteams im Umfeld des Doms immer ansprechbar sein.

(Foto: dpa)

Die Stimmung schwankt zwischen Zuversicht und Anspannung: Silvester soll unbedingt friedlich verlaufen. Ein Lichtkünstler hilft, den für Köln so typischen Spaß nicht zu verlieren.

Von Sebastian Fischer, Köln

Philipp Geist hat den Menschen in Köln eine beinahe unlösbare Aufgabe gestellt. Der Lichtkünstler wird am Samstag, wenn am ersten Jahrestag der Kölner Silvesternacht alle hinschauen, die Domplatte mit Farben und Begriffen erleuchten. Deshalb hatte Geist die Kölner aufgerufen, ihm ihre Neujahrswünsche und Liebesbekundungen für die Stadt zuzusenden - jeweils in einem einzigen Wort. Nun, drei Tage vor Silvester, sah Geist zufrieden aus, als er gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Polizei im Rathaus den Plan für die Nacht vorstellte. Die Kölner haben seine Aufgabe gelöst, sie haben improvisiert. Unter den mehr als eintausend Einsendungen waren viele, die mehrere Wörter einfach in eines zusammenfassen, zum Beispiel: "Kölnisteingefühl."

Vor einem Jahr haben etliche Fehleinschätzungen bei der Planung des Silvesterabends zu dramatischen Ereignissen geführt. Zu Hunderten sexuellen Übergriffen auf Frauen nämlich sowie zu Diebstählen, die allesamt vor allem von Nordafrikanern verübt wurden.

Die Nacht hat das Sicherheitsgefühl der Deutschen und die Flüchtlingsdebatte verändert. Die Botschaft, die Reker und Polizeipräsident Jürgen Mathies diesmal in die Welt senden wollen, ist deshalb vor allem: Köln ist vorbereitet.

1500 Polizisten im Einsatz

Etwa 1500 Beamte der Polizei werden in der Stadt im Einsatz sein, 300 davon sollen in Dreierteams im Umfeld des Doms immer ansprechbar sein. Ein neues Konzept der Kölner Polizei zur Videoüberwachung ist bereits so weit umgesetzt, dass die Domplatte und der daran angrenzende Bahnhofsvorplatz gefilmt werden. Die Stadt Köln setzt 600 Ordnungskräfte ein, die Bundespolizei ist im Vergleich zum Vorjahr mit fünf Mal so vielen Beamten vertreten, an den Bahnhöfen in ganz Nordrhein-Westfalen mit 800, in Köln mit 300, inklusive einer mobilen Eingreiftruppe, die je nach Gefahrenlage in ganz NRW eingesetzt werden kann. Die Rahmenbedingungen hatte die Stadt schon Anfang des Monats vorgestellt, nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin wurde das Strategiepapier noch einmal überarbeitet.

"Berlin hat mich sehr stark bestürzt", sagte Reker am Mittwoch. Die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin sprach von einer "abstrakten Gefahrenlage" in Deutschland. Und Polizeipräsident Mathies sagte, die letzten Wochen hätten gezeigt, "wie zerbrechlich unsere Sicherheit sein kann". Für die Silvesternacht bedeutet dies den Einsatz von Großfahrzeugen und Betonsperren, welche die Polizei am Silvesterabend unter anderem am zu Silvester belebten Rheinufer aufstellen wird, aus Sorge vor Nachahmungstaten des Berliner Anschlags. Mathies hatte zudem bereits am Dienstag eine Demonstration der NPD auf der Domplatte verboten. Die Veranstaltung mit 50 Teilnehmern hätte Konfrontationen hervorgerufen und die "Sicherheit in hohem Maße gefährdet", sagte er. Am Mittwoch meldete dann die AfD an, mit 15 Personen an Silvester auf dem Bahnhofsvorplatz zu demonstrieren.

"Wir lassen unseren Lebensstil nicht von Terroristen einschränken"

Die Stimmung in Köln schwankt in diesen Tagen zwischen Zuversicht und Anspannung. Reker will am Samstag schon früh auf der Domplatte sein, um allen Beteiligten zu danken. Dort, wo im Vorjahr das Chaos ausbrach, wird es Schleusen mit Einlasskontrollen geben und eine feuerwerksfreie Zone. Es sei kein leichtes Jahr gewesen, sagte Reker. Doch sie lobte die Kölner: "Wir lassen unseren Lebensstil nicht von Straftätern und Terroristen einschränken." Der Lichtkünstler Geist wird zum Anbruch der Dunkelheit mit seiner Installation beginnen, er nennt sein Werk "Wortteppich". Die gut gelaunten Einsendungen, sagt er, hätten ihn sehr gefreut. Nur ein einziger Anrufer habe ihn am Telefon beschimpft.

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