Sexueller Missbrauch in Rheinland-Pfalz:Familienvater zeugt acht Kinder mit seiner Stieftochter

Es sind massive Vorwürfe: Ein Mann aus dem Westerwald soll seine Kinder jahrelang sexuell missbraucht haben. Eine Stieftochter bekam acht Kinder von ihm. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten.

In der rheinland-pfälzischen Ortschaft Fluterschen im Westerwald soll ein Familienvater jahrelang seine Stieftochter sexuell missbraucht und mit ihr acht Kinder gezeugt haben. Der 48-jährige Detlef S. müsse sich ab Dienstag wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen vor dem Landgericht Koblenz verantworten, sagte ein Gerichtssprecher zu Reuters.

Der Mann habe neben seiner heute 28 Jahre alte Adoptivtochter auch seine 18-jährige leibliche Tochter missbraucht und zur Prostitution gezwungen, sagte die Anwältin der 28-Jährigen. Auch an seinem Stiefsohn soll sich der arbeitslose Mann vergangen haben.

Wie die Anwältin der Stieftochter der dpa sagte, konnte die Polizei ihn festnehmen, nachdem die Stieftochter - die selbst lange geschwiegen hatte - einen an die Mutter gerichteten Abschiedsbrief der verzweifelten jüngeren Schwester gefunden und an das Jugendamt weitergeleitet hatte. Die Familie lebte in einem Einfamilienhaus mitten im Dorf, das etwa 750 Einwohner hat.

Die Vorwürfe gegen den Familienvater erstrecken sich nach Angaben des Gerichts über den Zeitraum von Herbst 1987 bis Sommer 2010. Der Verdächtige sitzt seit August 2010 in Untersuchungshaft. Aus Rücksicht auf die Opfer habe man sich dazu entschieden, zunächst nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte der Sprecher des Gerichts.

Der 48-Jährige sei mit der Mutter seiner missbrauchten Kinder verheiratet, sagte die Rechtsanwältin. Mit seiner Frau habe er zwei leibliche Kinder, unter ihnen die 18-Jährige. Die zwei Söhne und die 28-jährige Tochter aus erster Beziehung der Ehefrau habe der Mann adoptiert.

Erinnerungen an Amstetten

Der Anwältin zufolge besuchten alle Kinder den Kindergarten des Ortes und die Schule im Nachbarort Altenkirchen. Die 28-Jährige lebt mit ihren sieben Kindern mittlerweile nicht mehr in Fluterschen. Ihr erstes Kind, ein Junge, starb wenige Wochen nach der Geburt an plötzlichem Kindstod. Es ist im Nachbardorf begraben.

Der Verdächtige schweigt bislang zu allen Vorwürfen. Nach Angaben des Gerichts liegt aber ein DNS-Gutachten vor. Darin kämen die Experten zu dem Schluss, dass die Vaterschaft von sieben Kindern mit 99,99 Prozent "praktisch erwiesen" sei.

Das Gericht hat bis Ende Februar fünf Verhandlungstage angesetzt. Die Staatsanwaltschaft fordert Sicherungsverwahrung für den Angeklagten.

Der Fall weckt Erinnerungen an den Inzest-Skandal von Amstetten in Österreich. Dort hatte der Familienvater Josef Fritzl vor Gericht gestanden, seine Tochter 24 Jahre im Keller unter seinem Haus eingesperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt zu haben. Fritzl war im März 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

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