Ob sich Martin Luther über so viel Ideenreichtum gefreut hätte, lässt sich nicht sagen. Gewiss ist: Die Jugendkirche Düsseldorf hat halt mal etwas Neues ausprobiert. Gratis-Kondome mit Luther-Sprüchen drauf.
"Hier stehe ich, ich kann nicht anders", stand auf einer der Verpackungen. Das soll Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 gesagt haben. Natürlich in einem ganz anderen Zusammenhang. Aber gut. Warum nicht? "Für Huren und Heilige", noch so ein gedruckter Spruch. Hatte Luther doch die römische Kirche als "Hure Babylons" bezeichnet - und die Heilige Stadt als "Sündenpfuhl".
Die Evangelische Kirche im Rheinland aber stoppte die Kondom-Aktion. Zu provokant. Zu "sexistisch" (Landesjugendpfarrerin Simone Enthöfer). Die Zitate seien völlig aus dem historischen Kontext gerissen. Dabei wollte die Jugendkirche so doch nur Luther zum 500. Jahr der Reformation feiern. Und Reformation steht für Erneuerung.
Und was geschieht jetzt mit dem Protestanten-Latex? "Am besten werden die Kondome sofort vor Ort vernichtet, damit keine weiteren in Umlauf kommen", empfahl der für Erziehung und Bildung zuständige Oberkirchenrat Klaus Eberl. Unbenutzte Präservative wegschmeißen? Einfach so? Geht's noch?
Kondome und Kirche - das ist immer schwierig. Der katholische Malteser-Orden hat vor Jahren ja einmal in Myanmar Präservative verteilt. Der deutsche Albrecht von Boeselager wurde daraufhin als Großkanzler der Malteser vom Großmeister des Malteserordens, Matthew Festing, abgesetzt. Papst Franziskus gefiel das gar nicht. Er verabschiedete lieber Festing und beließ Boeselager auf seinem Stuhl. Die Frage ist: Sind Katholiken in Kondom-Fragen heute entspannter als Protestanten? "Das Evangelium kann nicht ohne Humor gepredigt werden" - noch so ein Satz von Luther. Besser für Präservativ-Verpackungen wäre natürlich: "Junge Menschen sollen voll Frohsinn sein. Wir werden doch nicht als Greise geboren." Und überhaupt: "Die Tat legt das Wort aus."
Na, dann: "Lasset die Geister aufeinanderprallen."