"Sex and the City":Körperwelten

Trotz Dildo-Entspannung, Wellnesskult und Voodozauber - die Zeit macht auch sie nicht jünger. Vorhang auf für die letzte Staffel von "Sex and the City"!

CHRISTOPHER KEIL

Man muss sich jetzt an den Anfang erinnern. Am Anfang stand Darren Star, der ein paar Sachen ziemlich genau mitbekommen hatte. Zum Beispiel, dass "Männer wissen wollen, was Frauen von ihnen halten und worüber sie sprechen". Und weil "jeder dritte Gedanke irgendwas mit Sex" zu tun habe, erfand er Sex and the City.

"Sex and the City": Das Ende von Sex and the City ist auch ein Anfang.

Das Ende von Sex and the City ist auch ein Anfang.

Das Besondere an Sex and the City war immer, dass man in eine Bar kam, zwei oder fünf Frauen an einem Tisch sah und plötzlich wusste, worüber sie sprechen. Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda aus New Yorks besserer Gesellschaft haben jeden Zweifel ausgeräumt. Mit gynäkologischer Sorgfalt informierten sie sich mittags zwischen Essen und Shoppen über Analverkehr und Gruppensex. "Besorgst du es mir einmal schlecht, Schande über dich!", erklärte Samantha.

"Besorgst du es mir zweimal schlecht, Schande über mich!" Die permanente Partnersuche war das Alibi für Abenteuer in dunklen Körperwelten. Doch die Zeit machte auch sie nicht jünger, trotz Dildo-Entspannung, Wellnesskult und Voodozauber.

Am heutigen Dienstag beginnt Pro Sieben mit der Ausstrahlung der sechsten, der letzten Staffel. Noch nie zeigten der Privatsender aus München und der amerikanische Pay-TV-Kanal HBO gleichzeitig dieselbe Staffel. In den USA ist in zwei Wochen bereits Schluss. Nach der 94. Episode wird wohl manche desillusioniert sein.

Den vier Damen widerfährt, womit Freundinnen im richtigen Leben auch fertig werden müssen. Im Wesentlichen, ohne Details zu verraten, verlieren sie sich, aus geografischen oder beziehungstechnischen Gründen, und nicht alle bleiben befriedigt zurück.

Bis dahin wird aber noch gewaltig ums Glück gerungen und über männliche Marotten gestritten. Pro Sieben hat die letzte Saison geteilt: Nach acht Folgen werden die Staffeln zwei bis fünf wiederholt, die restlichen zwölf Episoden der sechsten sind von September an zu sehen. "Noch nie", sagt Pro-Sieben-Geschäftsführer Nicolas Paalzow, "war das Interesse so groß."

Noch nie war das Serien-Ende so nah. Beinahe drei Millionen Euro hat Paalzow in Leuchtreklame, Plakatwerbung und so genannte On-Air-Promotion investiert. Es hat Lesungen gegeben, ein Hörbuch wurde veröffentlicht, Parties wurden veranstaltet. Auf der Homepage bei HBO könnte man über die 74. bis zur 92. Folge inhaltlich alles erfahren. Paalzow rechnet trotzdem mit einer Rückkehr-Quote von Sarah Jessica Parker, Kim Catrall, Kristin Davis und Cynthia Nixon, die "deutlich über Senderdurchschnitt" liege, also zwischen 15 und 20 Prozent.

Man wird nichts vermissen müssen in den verbleibenden 20 Episoden. Es wird gestorben, gehochzeitet und verlassen. Was nun fehlt, ist eine Serie für die 40-Jährigen, die an der Ehe, ihrer Karriere und sich selbst gescheitert sind. Das Ende von Sex and the City ist ein Anfang.

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