Seuche in Haiti:UN rechnen mit 200.000 Cholerakranken

"Die Lage ist dramatisch": In Haiti wütet die Cholera. Die Vereinten Nationen fordern 120 Millionen Euro, um die ungewöhnlich hohe Sterberate vermindern zu können.

Die Vereinten Nationen haben die Bereitstellung von 120 Millionen Euro für die Bekämpfung der Cholera-Epidemie in Haiti gefordert. Man gehe davon aus, dass es noch bis zu einem Jahr lang zu Neuansteckungen kommen werde, hieß es in Genf.

Seuche in Haiti: Von der Krankheit gezeichnet: In Haiti wütet die Cholera.

Von der Krankheit gezeichnet: In Haiti wütet die Cholera.

(Foto: AFP)

Bislang sind 724 Menschen an der Krankheit gestorben und bei rund 200.000 wurden Symptome von leichtem Durchfall bis zu schwerer Dehydrierung festgestellt. Mit dem geforderten Geld sollen zusätzliche Ärzte und Medikamente nach Haiti gebracht und Wasseraufbereitungsanlagen installiert werden.

"Wir brauchen dieses Geld unbedingt und so schnell wie möglich", sagte Elisabeth Byrs, Sprecherin des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten. Ansonsten drohe die Seuche außer Kontrolle zu geraten. "Die Prognose von 200.000 Krankheitsfällen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten verdeutlicht das Ausmaß dessen, was noch zu erwarten ist", sagte Gregory Hartl, Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Die aktuelle Sterberate von 6,5 Prozent sei ungewöhnlich hoch, sagte Hartl. "Niemand in Haiti ist jemals mit der Cholera in Kontakt gekommen. Deshalb ist die Bevölkerung sehr anfällig für das Bakterium", sagte er. "Ist es einmal im Wasser, verbreitet es sich sehr einfach und befällt auch bis dahin gesunde Menschen."Nun, da die Cholera in Haiti sei, werde sie auch nicht so bald verschwinden, fügte er hinzu.

Mindestens 11.125 Cholera-Infektionen wurden in fünf der zehn Bezirke des Landes seit Ausbruch der Seuche im Oktober registriert. Aus der Hauptstadt Port-au-Prince wurden zehn Todesfälle und 278 Infektionen gemeldet. Der Ursprung der Seuche ist nach wie vor unbekannt. Es ist der erste Cholera-Ausbruch in Haiti seit Jahrzehnten. "Der genaue Ursprung dieser Seuche wird wohl noch untersucht werden", sagte Hartl. Doch im Moment habe die Versorgung der Betroffenen vor Ort oberste Priorität.

Im Kampf gegen die wütende Cholera weitet auch die Welthungerhilfe ihre Unterstützung aus. Dabei hat die Hilfsorganisation vor allem die ländlichen Gebiete im Blick. Lokale medizinische Stationen im Nordosten und Nordwesten des Landes würden Notfallpakete mit Wasserkanistern, Seifen oder Desinfektionstabletten erhalten, wie die Organisation am Freitag in Bonn mitteilte.

"Die Lage ist dramatisch. Die staatlichen Gesundheitsstationen sind in solchen Krisenfällen schnell überlastet und werden dann selbst zu Zentren für mögliche Ansteckungen", teilte Nothilfekoordinator Federico Motka mit.

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