Schweres Erdbeben in Peru:"Ich dachte, es wäre nie zu Ende"

Die Opferzahlen steigen: Beim schwersten Erdbeben in Peru seit einem halben Jahrhundert sollen weit mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen sein. Mindestens 1000 Personen wurden verletzt.

Die Opferzahlen schwanken, die Lage bleibt unübersichtlich. Nach neuesten Meldungen ist die Zahl der Todesopfer bei dem schweren Erdbeben in Peru auf mindestens 337 gestiegen. Mindestens 1000 weitere Menschen seien bei dem Erdstoß verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Carlos Vallejos am Donnerstag in Lima. Vor allem die Situation in den am stärksten betroffenen Küstenregionen sei dramatisch, teilte zuvor der stellvertretende Gesundheitsminister José Calderón mit.

Die Region in der Umgebung der Städte Ica, Chincha und Cañete an der südlichen Pazifikküste wurde am stärksten durch das Beben in Mitleidenschaft gezogen. Dort seien mindestens der Großteil der Todesopfer zu beklagen, berichtete die Onlineausgabe der Zeitung El Comercio. In der Region seien eine Kirche und Dutzende Häuser eingestürzt. In der 160 000-Einwohner-Stadt Ica gebe es keinen Strom mehr. Feuerwehr und Zivilschutz suchten im Dunkeln in den Trümmern nach Überlebenden.

Präsident Alan Garcia schickte den Gesundheitsminister in diese Region, um den Bedarf an Soforthilfe zu beurteilen. Er sei dankbar, dass sich die Zahl der Toten offenbar in Grenzen halte, hatte Garcia zunächst erklärt.

In Lima war das Beben ebenfalls zu spüren, mehr als eine Minute lang schwankte der Boden. Die Folgen des Bebens hielten sich nach ersten Berichten in Grenzen. Es gab allerdings Panik und Chaos in der peruanischen Hauptstadt. Tausende liefen vor Schreck aus Wohnungen und Bürogebäuden. "Ich dachte, dass es nie zu Ende sein würde", sagte die Straßenverkäuferin Maria Pilar Mena. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP berichtete, im Stadtzentrum seien einige Häuser eingestürzt. Fensterscheiben und Straßenlaternen gingen zu Bruch. Auch das Telefon- und Mobilfunknetz brach zusammen.

Der Erdstoß vom Mittwochabend um 18.41 Uhr Ortszeit (Donnerstag 01.41 Uhr MESZ) hatte nach Messungen der US-Erdbebenwarte (USGS) eine Stärke von 7,9, laut Reuters kam er in zwei kurz aufeinanderfolgenden Wellen, die je etwa 20 Sekunden dauerten.

Tsunamiangst an der Pazifikküste

Das Zentrum lag etwa 145 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Lima in einer Tiefe von 41 Kilometern. Dem ersten Erdstoß folgten vier Nachbeben mit Stärken von 5,4 bis 5,9 und eine Vielzahl von kleineren Erschütterungen.

Zusätzliche Sorge löste eine anfänglich gegebene Tsunamiwarnung aus, die nach etwa drei Stunden wieder aufgehoben wurde und für die Pazifikküste von Peru, Chile, Ecuador und Kolumbien galt. Es sei eine Flutwelle von 20 bis 30 Zentimetern entstanden, die aber keine Bedrohung darstelle, erklärte das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii.

Das Beben habe sich in einer Subduktionszone ereignet, in der eine Erdplatte unter eine andere geschoben werde, erklärte der Geophysiker Dale Grant von der Erdbebenwarte in Golden im US-Staat Colorado. Das letzte schwere Beben in Peru hatte 1974 eine Stärke von 7,6. Damals kamen 78 Menschen ums Leben.

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