Schweiz:Feuer zerstört Genfer Synagoge

In Genf ist am frühen Morgen die Synagoge im Stadtteil Malagnou vollständig ausgebrannt. Die Polizei schloss weder Brandstiftung noch einen Kurzschluss aus.

Die größte Synagoge in Genf ist in den frühen Morgenstunden völlig zerstört worden. Menschen wurden nach Angaben der Schweizer Polizei nicht verletzt.

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Die Schäden innerhalb der Hekhal-Haness-Synagoge seien riesig, sagte der Vorsitzende des Jüdischen Zentrums für Kultur und Religion, Nessim Gaon. Gaon, ein Genfer Finanzier, der Anfang der siebziger Jahre die Synagoge bauen ließ, vermutet eine technische Ursache.

Nach Angaben des Polizeisprechers Philippe Cosandey kann aber ein krimineller Hintergrund schon wegen des Brandherds am Eingang nicht ausgeschlossen werden.

"Es gibt aber auch noch viele andere Möglichkeiten als Brandursache", sagte er. Der Brand könnte das Werk von Personen innerhalb als auch von außerhalb der Synagoge sein, sagte Cosandey. In einem Nebenraum der Synagoge, in dem das Feuer ausgebrochen sei, befinde sich ein großer Elektrokasten.

Brandexperten verfolgten jede Spur. Zerstört worden sei vor allem die Eingangshalle. Der Gebetsraum sei durch Rauch und Wasser in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte der Sprecher.

Auch die Stadt Genf erklärte, es seien alle Möglichkeiten - technischer oder krimineller Art - offen. Ob der Brand einen anti-semitischen Hintergrund habe, könne noch nicht gesagt werden.

Die Feuerwehr, die mit 15 Löschfahrzeugen ausrückte, war um 5.18 Uhr in der Früh alarmiert worden. Als die Feuerwehrleute am Brandort eintrafen, stand das gesamte jüdische Gotteshaus bereits in Flammen.

Nach etwa einer halben Stunde war der Brand unter Kontrolle. Eine kleine Gruppe von Gläubigen versammelte sich nach dem Brand vor den Resten der Synagoge. "Der Gebetsraum ist intakt, die Bücher haben nicht gelitten", sagte einer von ihnen.

Die Synagoge war im vornehmen Stadtteil Malagnou errichtet worden, darin befinden sich auch ein Jugend- und Sportzentrum sowie Konferenzräume. Das Feuer ereignete sich während des jüdischen Schawuot-Festes. Dabei wird daran erinnert, wie der Überlieferung nach Moses am Berg Sinai von Gott die Thora erhielt.

Schon früher Brandanschlag

Die jüdische Gemeinde in der Schweiz zählt rund 18.000 Mitglieder, 5000 von ihnen leben in Genf. Im März 2006 wurden laut der Schweizerischen Nachrichtenagentur sda an der Synagoge Lausanne zahlreiche Scheiben eingeschlagen.

In Lugano verübte ein 57-jähriger Mann 2005 Brandanschläge auf die örtliche Synagoge und auf ein jüdisches Geschäft. Der psychisch kranke Mann wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Die schwerwiegendste antisemitische Gewalttat der Nachkriegszeit in der Schweiz war die Ermordung des 70-jährigen israelischen Rabbiners Abraham Grünbaum am 7. Juni 2001 auf offener Straße in Zürich. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt.

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