Schweiz:Banal belohnt

Geld für eine gute Schulnote: In der Schweiz werden Schüler in einer merkwürdigen Werbeaktion belohnt.

Von Charlotte Theile

Jeden Sommer, wenn es Zeugnisse gibt, hat man Gründe, sich über seine Eltern aufzuregen. Entweder, weil die sich aufregen - oder weil sie einen nicht genug belohnen. Andere bekommen für ihr Zeugnis 50 Euro, ich für jede Eins nur einen Euro? Wie unfair ist das denn!

Bei Media Markt werden alle Kinder gleich behandelt. In den teilnehmenden Märkten in der Deutschschweiz bekommen alle Schüler, die ihr Zeugnis vorbeibringen, dieselben Rabatte: Zum Beispiel drei Franken für eine Sechs, was in der Schweiz die beste Note ist, zwei Franken für eine 5,5, immerhin noch einen für eine Fünf. In den meisten Märkten gilt der Rabatt am 10. und 11. Juli.

Man wolle die Schüler belohnen, sie motivieren, sich in der Schule anzustrengen - und überhaupt: Später in der Wirtschaft werden ja auch die Erfolgreichen belohnt, erklärt die Schweizer Pressesprecherin. Das könne man gar nicht früh genug lernen. Ob Kopfhörer, Computerspiele und Handyhüllen mit Hasenöhrchen die Lernbereitschaft fördern, sei dahingestellt. Aber, betont die Pressesprecherin, man könne "durchaus auch Taschenrechner kaufen". Die sind immerhin erschwinglich: Auf 15 Franken, so viel kostet der günstigste Taschenrechner im Online-Shop, könnte man mit einem guten Zeugnis wohl kommen.

In Deutschland, wo Media Markt in den vergangenen Jahren ähnliche Schülerrabatte gewährt hat, ist die Aktion nicht nur gut angekommen. Eine Mutter beschwerte sich bei der Verbraucherzentrale: Der Markt wollte das Zeugnis ihres Sohnes kopieren. Aus Gründen des Datenschutzes, aber auch, weil man den Rabatt für eine "unlautere" Werbemaßnahme hielt, zogen die Verbraucherschützer bis vor den Bundesgerichtshof. Erfolg hatten sie nicht. Das Gericht fand lediglich, man hätte erwähnen sollen, dass die Zeugnisse kopiert werden. Darüber hinaus hätten die Verbraucherzentralen wenig Beschwerden bekommen - kein Wunder, man bekommt ja schließlich etwas geschenkt.

Auch in Sankt Gallen und Bern, wo die Aktion bereits im vergangenen Jahr lief, gelang es Media Markt, mehr als tausend Schüler in die Einkaufshallen zu locken. Da die wenigsten Dinge im Elektro-Markt nur mit dem Zeugnisrabatt erschwinglich sind, dürften diese wohl noch einiges an Taschengeld dagelassen haben. Ganz im Sinne des Konzerns: Die "Kunden der Zukunft" könnten mit der Aktion schon früh lernen, "sich zu belohnen".

Genau andersherum macht es übrigens Gottfried Held, Schifffahrtskapitän auf dem Inn bei Wasserburg. Er habe die Sonderaktionen für Superschüler nicht mehr sehen können, sagt Held - und kurzerhand beschlossen, diejenigen gratis mitzunehmen, die (in Deutschland!) eine Sechs im Zeugnis haben. Das seien doch die Schüler, die tatsächlich Aufmunterung bräuchten.

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