Schuhwerk:Treter & Mordio

Schuhwerk: Amerikanische Ikonen: Die glitzernden Schuhe der bösen Hexe aus dem Film "Der Zauberer von Oz".

Amerikanische Ikonen: Die glitzernden Schuhe der bösen Hexe aus dem Film "Der Zauberer von Oz".

(Foto: AP)

Judy Garland trug sie 1938 in "The Wizard of Oz", heute gibt es noch fünf Paare der berühmten Filmschuhe. Der amerikanische Museumsbetreiber Smithsonian lässt eines davon nun für sehr viel Geld restaurieren.

Von Martin Zips

Sollte es drei Paar Schuhe geben, die auf besondere Weise die Vereinigten Staaten von Amerika repräsentieren, dann vielleicht diese hier: Erstens Charlie Chaplins Tramp-Latschen, die sich heute allerdings in seinem Museum am Genfer See befinden. Kein Wunder, war Chaplin doch bei den Amerikanern in der McCarthy-Ära wegen seiner menschenfreundlichen, aber regierungskritischen Art in Ungnade gefallen. Zweitens: Die Schuhe, mit denen Neil Armstrong am 21. Juli 1969 über den Mond spazierte, der seitdem ja quasi den USA gehört. Drittens: Die roten Schuhe der bösen Hexe des Ostens, die im Hollywood-Musical "Der Zauberer von Oz" von 1939 die freundliche Hexe Glinda dem Mädchen Dorothy überreicht. Über je ein Paar der zuletzt erwähnten Schuhe wacht der US-Museumsbetreiber Smithsonian. Ihre Konservierung für die Nachwelt verschlingt ordentlich Geld.

Dorothy stammt aus Kansas, einer von US-Astronauten schon früh besiedelten Mondlandschaft in der Mitte der Staaten. Das Mädchen vom Land wird dargestellt von der jungen Judy Garland, die in dem Film "Somewhere over the rainbow" singt, ein Lied, welches das Smithsonian am liebsten auch in einen Plexisglas-Kubus packen würde. Denn kaum etwas steht mehr für den amerikanischen Traum als dieser Song in diesem Film. Ein Sturm wirbelt Dorothy aus ihrem schwarzweißen Leben, mit Haus und Hund über Heuhaufen und Felder, hinauf in eine völlig neue Daseinsebene, in das Land Oz. Dort hüpft sie in Technicolor durch quietschbunte Landschaften und freundet sich mit Vogelscheuchen, heulenden Löwen und Kleindarstellern in Zwergenrollen an. Stets trägt sie dabei ihre roten, paillettenbesetzten Schuhe, die sogenannten Ruby slippers, über deren nationale, ikonografische Bedeutung sich in den USA selbst Demokraten und Republikaner nie zerstreiten würden.

Fünf der wertvollen Original-Schuh-Paare soll es noch geben. Vor elf Jahren wurde eines aus dem Judy-Garland-Museum in Minnesota geklaut und bleibt trotz der Aussetzung eines Millionenfinderlohns verschwunden. Doch Starschweiß und Scheinwerferlicht gehen auch an Hollywood-Schuhwerk nicht spurlos vorüber, weshalb das Smithsonian zuletzt eine Spendenaktion zur Restaurierung des nationalen Kultur-Slippers ausgerufen hat. Im Internet fanden sich tatsächlich 5300 Unterstützer (längst nicht alle aus den Staaten), die zur Rettung der Schuhe 300 000 Dollar locker machten. Sollte der Flickschuster davon noch was übrig lassen, verspricht Smithsonian den Bau einer modernen, ausgezeichnet belüfteten Schuh-Vitrine.

"Somewhere over the rainbow" ist die Welt halt deutlich besser als hier unten (Dorothy-Darstellerin Judy Garland wurde später medikamentenabhängig und starb nur kurz nach ihrem 47. Geburtstag). Deshalb liegen derzeit auch noch Neil Armstrongs Mondtreter beim Smithsonian-Schuhmacher. Für deren Restaurierung hatte der Museumsbetreiber schon vor einem Jahr 700 000 Dollar gesammelt. Achja, Schuhmacher müsste man halt sein.

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