Schottland:Ferienverlängerung

Students ride a city bus on their way home from school in Edinburgh

An der Konstruktion der Schulbusse gibt es nichts auszusetzen, viele Schulen in Edinburgh bleiben hingegen wegen Baumängel geschlossen.

(Foto: Suzanne Plunkett/Reuters)

Unverhoffte Freizeit für ungefähr 7000 schottische Schüler: Wegen erheblicher Baumängel bleiben gleich 17 Schulen bis auf Weiteres geschlossen.

Von Christian Zaschke

Das Schönste an der Schulzeit sind bekanntlich die Ferien, und so dürften 7000 Schüler in Edinburgh zunächst froh gewesen sein, als sie erfuhren, dass sich ihre Osterferien in diesem Jahr verlängern. Die Freude mag allerdings nur kurz gewährt haben, als der Grund für die Verlängerung klar wurde: 17 Schulen in der schottischen Hauptstadt weisen teils schwere bauliche Mängel auf, die Schüler wohnten also seit Jahren in Gebäuden dem Unterricht bei, vor deren Betreten nun ausdrücklich gewarnt wird.

Die betroffenen Schulgebäude sind allesamt vor zehn Jahren in einer Partnerschaft von öffentlicher Hand und privaten Investoren gebaut worden, genannt: Private Finance Initiative (PFI). Seit 2007 stellt die Scottish National Party die schottische Regierung, sie hat die PFI-Modelle seinerzeit abgeschafft.

Während eines Sturms wurden Hunderte Ziegel aus einer Mauer geweht

Das erste schottische Projekt dieser Art war die Skye Bridge im Nordwesten des Landes. Die wurde 1995 fertiggestellt, wer sie überqueren will, zahlt eine Maut. Unter Kritikern gilt sie als "teuerste Straße Europas". Ab den späten Neunzigerjahren hat die damalige Regionalregierung, bestehend aus Labour-Partei und Liberaldemokraten, Dutzende solcher PFI-Projekte genehmigt, um große Bauvorhaben zu realisieren. Im Fall der 17 Schulen in Edinburgh waren die privaten Bauträger offenbar daran interessiert, ihre Kosten besonders niedrig zu halten, weshalb sie sparten, wo sie nicht hätten sparen sollen. Andrew Kerr, Chef des Stadtrats von Edinburgh, sagt: "Es handelt sich um ein Konstruktionsproblem. Mit anderen Worten: Die Konstruktion der Gebäude entspricht nicht den vorgegebenen Qualitätsstandards."

Das Problem trat erstmals zutage, als im Januar dieses Jahres während eines Sturms Hunderte Ziegel aus einer Mauer in einer Grundschule geweht wurden. Die Schule wurde geschlossen und nach wenigen Tagen wieder geöffnet. Im März wurde sie erneut geschlossen, weil eine Inspektion strukturelle Mängel offenbarte. Daraufhin ordnete die Edinburgh Schools Partnership, die den Bau der Gebäude beaufsichtigte und sie im Auftrag des Stadtrats verwaltet, weitere Untersuchungen an. Das führte zunächst zur Schließung von drei weiteren Schulen, bei denen ebenfalls strukturelle Mängel festgestellt wurden. Derzeit werden alle 17 Schulen geprüft, die vor zehn Jahren von der Baufirma Miller Construction erstellt wurden. Die Firma ist mittlerweile von einem anderen Unternehmen übernommen worden.

Unklar ist, ob das Problem auf Edinburgh beschränkt ist. Miller hat auch in Glasgow, Fife und Inverclyde Schulen gebaut. Diese sollen nun ebenfalls überprüft werden. Die Regionalregierung hat zudem sämtliche Stadt- und Gemeinderäte dazu aufgefordert, eventuell betroffene Gebäude eingehend zu untersuchen. An mindestens vier Schulen sind umfängliche Arbeiten nötig.

Ewige Ferien bedeutet das alles für die Schüler jedoch nicht. Einige Gebäude könnten noch in dieser Woche wieder geöffnet werden, im Gros der Schulen soll ab kommender Woche wieder unterrichtet werden. Und die Universität und das Parlament haben Ausweichquartiere angeboten, falls die Schließungen länger dauern.

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