Schleswig-Holstein:Mutter muss wegen Tötung von fünf Babys neun Jahre in Haft

Drei Babys erstickte sie, zwei erstach sie. Weil eine junge Mutter fünf ihrer Kinder direkt nach der Geburt getötet hat, muss sie neun Jahre hinter Gitter.

Weil sie fünf ihrer Babys direkt nach der Geburt getötet hat, muss eine junge Mutter aus Husum für neun Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Flensburg verurteilte die geständige Frau wegen Totschlags in fünf Fällen. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte auf sieben Jahre plädiert.

Die heute 29-Jährige brachte die Kinder zwischen 2006 und 2012 zur Welt. Direkt nach der Geburt tötete sie die Babys. Die erste Leiche wurde in einer Papiersortieranlage gefunden, die zweite auf einem Parkplatz. Zu den anderen drei toten Säuglingen hatte die Frau die Ermittler im September selbst geführt. Sie hatte sie im Keller des Mehrfamilienhauses versteckt, indem sie mit ihrem Mann und ihren zwei anderen Kindern lebte.

Die Frau gestand die Taten. In dem Prozess gab sie an, Angst gehabt zu haben, dass ihr Partner sie verlassen könnte, wenn sie weitere Kinder bekommen würde. Der Ehemann, mit dem sie zwei Kinder im Alter von acht und zehn Jahren habe, habe keine weiteren Kinder mehr gewollt. Die Frau habe niemanden etwas von den Schwangerschaften erzählt - auch ihr Mann habe nichts davon gewusst.

Psychiatrische Gutachter skizzierten während des Prozesses ein ambivalentes Bild der Frau. Ihr äußeres Leben habe sich von der inneren Situation völlig unterschieden. Die Frau war im Elternbeirat an der Schule ihrer Tochter aktiv und galt als vorbildliche Mutter. Die Geburten seien jeweils ein "plötzlicher Einbruch der Realität" gewesen, durch die unvermittelt ein Handlungsdruck entstanden sei.

Vor Gericht wurden Aussagen der Angeklagten zu ihrer schwierigen Kindheit verlesen, in der zeitweise eine Atmosphäre des Vertuschens und Verheimlichens geherrscht habe. So habe der Vater nach der Trennung der Eltern heimliche Affären gehabt und diese auch vor der Tochter geleugnet. "Sie hat in der Kindheit begonnen, eigene Gefühle weniger wichtig zu nehmen als die der anderen", sagte ein Gutachter.

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