Schiffsunglück vor Südkorea:Angeklagter im "Sewol"-Prozess bekennt sich schuldig

Die meisten Angeklagten im Prozess um den Untergang der "Sewol" vor Südkorea weisen die Vorwürfe zurück. Nun aber hat das erste Crewmitglied zugegeben, die Passagiere im Stich gelassen zu haben.

Im Prozess gegen die Besatzung der vor zwei Monaten untergegangenen südkoreanischen Fähre Sewol hat einer der Angeklagten zugegeben, die Passagiere im Stich gelassen zu haben. Er wolle sich nicht damit entschuldigen, "dass er die Passagiere nicht habe retten können, als das Schiff schnell zur Seite gekippt sei", sagte der Anwalt des ersten Schiffsingenieurs. Das berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag, dem zweiten Prozesstag.

Angesichts der schlechten Gesundheit seines Mandanten bitte er das Gericht um Gnade, erklärte der Anwalt. Aus Schuldgefühlen habe der Mann versucht, sich das Leben zu nehmen. Drei weitere Crewmitglieder, die zu den Anklagepunkten Stellung bezogen, bestritten dem Bericht zufolge die gegen sie erhobenen Anschuldigungen, fahrlässig gehandelt zu haben.

Bei dem Fährunglück am 16. April vor der Südwestküste Südkoreas waren mindestens 292 Menschen ums Leben gekommen. Noch immer gelten zwölf der ursprünglich 476 Insassen als vermisst. Die meisten Fahrgäste waren Schüler auf einem Ausflug.

Angeklagten droht die Todesstrafe

Der Prozess gegen die 15 leitenden Crewmitglieder hatte vor einer Woche vor dem Bezirksgericht in der südwestlichen Stadt Kwangju begonnen. Elf Angeklagte einschließlich des Kapitäns wiesen dabei den Vorwurf von sich, sie hätten ohne Rücksicht auf die Sicherheit der Passagiere das sinkende Schiff frühzeitig verlassen.

Der Kapitän und drei weitere sind wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht ihnen die Todesstrafe. Die anderen Besatzungsmitglieder sind unter anderem wegen Fahrlässigkeit und Verstoßes gegen das Gesetz zur Schiffssicherheit angeklagt.

An diesem Freitag soll auch ein Prozess gegen fünf Vertreter der Sewol-Reederei beginnen. Sie müssen sich unter anderem wegen Totschlags verantworten. Nach Angaben der Ermittler war die Auto- und Personenfähre zum Zeitpunkt des Unglücks extrem überladen. Gegen den verschwundenen mutmaßlichen Eigner und einen seiner Söhne wird seit Wochen landesweit gefahndet.

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