Schiffsunglück in der Ägäis:Vermutlich zwei Tote bei Untergang des Riesenkreuzers

Die "Sea Diamond" ist vor dem Hafen des Hauptortes der griechischen Insel, Firá, auf Grund gelaufen und liegt nun unter Wasser. Die Passagiere wurden rechtzeitig evakuiert - bis auf zwei Franzosen, die wahrscheinlich ertrunken sind.

Inzwischen haben Taucher die Suche nach zwei dem 45-jährigen Mann und seiner 16-jährigen Tochter abgebrochen. Das Schiff sei instabil und rutsche am Meeresgrund einen Hang hinunter, berichteten die Bergungskräfte am Freitag im griechischen Fernsehen. Der Bug des Schiffes liege in einer Tiefe von rund 50 Metern und das Heck mehr als 150 Meter tief, hieß es. Die Vermissten waren in ihrer Kabine auf einem der unteren Decks von dem rasch eindringenden Meerwasser überrascht worden und vermutlich ertrunken.

Die "Sea Diamond" war am Donnerstag mit rund 1.600 Menschen an Bord bei der Einfahrt in die Bucht von Santorin auf ein Riff gelaufen und in Seenot geraten. Am Freitagmorgen sank das havarierte Kreuzfahrtschiff mit einem tiefen Dröhnen und Krachen.

Gläser fliegen durch die Luft

Zunächst habe niemand realisiert, was eigentlich passiert sei, berichtete Tiffany Gittens, eine Touristin aus New York, über die Havarie. "Wir saßen im Speiseraum, als das Schiff in Schieflage geriet." Gläser seien durch die Luft geflogen, aber die meisten Menschen hätten Ruhe bewahrt. "Die Crew hat gute Arbeit geleistet, sie waren gut vorbereitet", lobte Gittens.

Der australische Techniker Ben Kucenko saß zum Zeitpunkt des Unglücks mit Freunden in der Bar. Er habe ein Knirschen vernommen, aber dem zunächst keine Aufmerksamkeit geschenkt, sagte er nach seiner Rettung. Doch kurz darauf habe sich Nervosität und Panik ausgebreitet. "Es gab ein Handgemenge um die Schwimmwesten", erzählte Kucenko. "Wir hatten Angst, dass das Schiff kentert, wir konnten kaum laufen."

Die Evakuierung der "Sea Diamond" dauerte drei Stunden. An der Rettung der rund 1.195 Passagiere und 391 Besatzungsmitglieder beteiligten sich neben der Küstenwache und der Marine auch Fischerboote und Fähren. Die Menschen kletterten über Strickleitern in Rettungsboote oder überquerten schmale Landungsbrücken zu anderen Schiffen.

Keine Deutsche an Bord

Zunächst hieß es, alle Passagiere und Besatzungsmitglieder seien gerettet worden, es habe keine Verletzten gegeben. Später bestätigten die Behörden, dass von zwei Franzosen jede Spur fehle. Bei den Passagieren des Kreuzfahrtschiffes handelte es sich überwiegend um Amerikaner. Deutsche waren nach Angaben des Auswärtigen Amts nicht an Bord.

Nach dem Untergang des Schiffes besteht die Gefahr einer Ölpest. Daher wurden in Santorin zwei Spezialschiffe zur Bekämpfung von Ölteppichen erwartet, berichtete das staatliche griechische Fernsehen.

Nach Angaben des Bürgermeisters der Insel, Angelos Roussos, befinden sich schätzungsweise rund 350 Kubikmeter Öl in den Tanks des untergegangenen Schiffes. "Sie müssen dringend herausgepumpt werden", sagte Roussos.

Kapitän festgenommen

"Wer immer dafür verantwortlich ist, wird streng zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Tourismusministerin Fanny Palli Petralia. "Griechenland ist ein wichtiges Touristenziel, und ein Vorfall wie dieser darf sich nicht wiederholen."

Der Kapitän und weitere drei Schiffsoffiziere wurden am Freitagmorgen als mögliche Verantwortliche festgenommen. Ein Navigationsfehler führte vermutlich zu dem Unglück, denn das Felsen-Riff ist in allen Seekarten eingezeichnet. Nach der Havarie war es dem Kapitän nach Einschätzung der Küstenwache aber gelungen, rechtzeitig die Sicherheitsschleusen zu schließen und damit einen sofortigen Untergang abzuwenden.

Die steile Küste der Vulkaninsel Santorin ragt bis 200 Meter über der Meeresoberfläche und die Einfahrt in die Bucht, die ein riesiger Krater ist, ist spektakulär. Santorin war die letzte Station einer viertägigen Ägäiskreuzfahrt der "Sea Diamond".

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