Schießerei in Washington:Schütze hatte offenbar psychische Probleme

FBI Holds Press Conference on Navy Yard Investigation

Fahne auf Halbmast: Zeichen der Trauer bei der Pressekonferenz des FBI in Washington.

(Foto: dpa)

Nach der Schießerei mit 13 Toten auf einem Marinestützpunkt in der US-Hauptstadt Washington suchen die Ermittler nach dem Motiv des Täters. Angeblich verdichten sich Hinweise darauf, dass der Schütze psychisch krank gewesen sei. Die US-Marine will ihre Sicherheitsstandards überprüfen.

Nach der Schießerei auf einem Marinestützpunkt in der US-Hauptstadt Washington haben die Ermittler nach einer Erklärung für die Tat gesucht. Am Dienstag verdichteten sich Hinweise darauf, dass es sich bei dem Schützen offenbar um einen psychisch kranken Einzeltäter gehandelt habe. Der 34-Jährige hatte zwölf Menschen getötet, ehe er bei einem Schusswechsel mit der Polizei selbst tödlich getroffen wurde.

Der Fernsehsender CBS berichtete, dass der Marine-Reservist mehrfach beim Veteranenministerium wegen "mentaler Probleme" um Hilfe gebeten habe. Der Vater des Schützen hatte der Polizei bei einem früheren Zwischenfall gesagt, dass sein Sohn nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York als Helfer im Einsatz gewesen sei und seitdem an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide. Der Mann diente von 2007 bis 2011 in der Marine. Zuletzt war der Reservist als externer IT-Mitarbeiter für das Militär tätig. Angestellt war er bei einer Firma, die im Auftrag des Computerkonzerns Hewlett-Packard bei der Marine die PC-Ausstattung erneuerte.

US-Medien zufolge war der Ex-Reservist in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen, weil er seine Aggressionen nicht unter Kontrolle halten konnte. Laut Washington Post wurde er während seiner Dienstzeit im Militär mindestens acht Mal wegen verschiedener Vergehen disziplinarisch belangt.

Der Schütze hatte am Montagmorgen auf dem Gelände des historischen Navy Yard im Südosten Washingtons das Feuer eröffnet. Das Kommando- und Verwaltungszentrum der Marine liegt nur wenige Kilometer vom Weißen Haus entfernt und in der Nähe des Kapitols, in dem der US-Kongress tagt.

Marine prüft Sicherheitsvorkehrungen

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Justizkreise, dass der Schütze mit seinem Ausweis als externer Mitarbeiter Zugang zu dem Stützpunkt erhalten habe. Er sei mit dem Auto auf das Gelände gefahren und dann in ein Bürogebäude gestürmt. Von einer Brüstung habe er wahllos in einen Innenhof gefeuert, in dem sich eine Cafeteria befand. Anschließend lieferte er sich ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften, bis diese ihn töteten. Elf weitere Menschen starben auf dem Stützpunkt, ein zwölftes Opfer erlag seinen Verletzungen später im Krankenhaus. Die Opfer sind zwischen 46 und 73 Jahren alt.

Entgegen früherer Berichte war Alexis wohl doch nicht mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 bewaffnet. Die Ermittler gehen laut CNN nun davon aus, dass der Schütze eine Shotgun auf den Stützpunkt gebracht und später möglicherweise zwei Handfeuerwaffen von Sicherheitskräften an sich genommen habe. Die US-Marine ordnete am Dienstag eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen auf ihren Stützpunkten an. Dabei solle zunächst untersucht werden, ob die geltenden Regeln eingehalten würden, sagte ein Sprecher. In einem zweiten Schritt werde kontrolliert, ob die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen ausreichend und wirksam seien. Verteidigungsminister Chuck Hagel legte am Dienstag am Tatort einen Kranz zum Gedenken an die Opfer nieder. US-Präsident Barack Obama ordnete an, die Flaggen in der Hauptstadt bis Freitag auf Halbmast zu setzen. Zuvor hatte er beklagt, dass die USA erneut mit einer "Massenschießerei" konfrontiert seien.

Obama setzte sich nach dem Massaker vergangenen Dezember an der Grundschule von Newtown für schärfere Waffengesetze ein, sein Vorhaben scheiterte aber im April im Kongress.

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