Schießerei in Las Vegas:Ein paar Sekunden schreckliche Stille, dann wieder: Schüsse

Reported Shooting At Mandalay Bay In Las Vegas

In Panik fliehen die Menschen, als Schüsse zu hören sind. Etwa 30 000 Konzertbesucher waren auf dem Gelände am Las Vegas Strip.

(Foto: David Becker/AFP)

Es dauert einen Moment, bis die Konzertbesucher auf dem "Route 91 Harvest"-Festival realisieren, was gerade passiert. Dann bricht Panik aus.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Die ersten Schüsse sind kaum zu hören. Es passiert auf einem Konzert des Countrymusikers Jason Aldean in Las Vegas während des Festivals Route 91 Harvest. Die meisten der etwa 22 000 Besucher tragen Cowboyhüte, abgeschnittene Jeans und T-Shirts, die von der Liebe zu den Vereinigten Staaten künden. Auf der anderen Seite des Las Vegas Strip, der pulsierenden Hauptstraße der Stadt, leuchtet das Mandalay-Bay-Hotel in Gold. Daneben schickt das Luxor einen Lichtstrahl in den Himmel.

Plötzlich, so werden es Augenzeugen später berichten: Schüsse. "Es knallte drei, vier, fünf, sechs Mal", erinnert sich Konzertbesucher Gary, "keiner hat darauf reagiert, das klang nicht nach Schüssen". Dann ist Gewehrfeuer zu hören, mehrere aufeinanderfolgende Salven, "20, 30, 40 Schüsse". Die Musik verstummt, ein paar Sekunden lang ist es schrecklich still. Dann, das ist auf Handyvideos zu hören, bemerken die Menschen auf dem Festival, dass jemand in die Menge schießt. Es sind Rufe zu hören: "Oh, mein Gott!" Und: "Runter auf den Boden!" Und: "Haut ab!"

Manche suchen Schutz unter Tischen, sehr viele Menschen fliehen, sie wollen hinaus zum Las Vegas Strip, hinüber zu den Hotels. Dann: wieder anhaltendes Gewehrfeuer. Panik bricht auf dem Konzertgelände aus, Fliehende trampeln über jene hinweg, die auf dem Boden in Deckung gegangen sind. Matt und Robyn Webb kriechen unter ihre Sitze, als sie die Schüsse aus Richtung des Mandalay-Bay hören. "Es kam einfach immer mehr", berichten sie dem örtlichen Las Vegas Review-Journal. "Es war unerbittlich". Nach Angaben der Polizei sind mindestens 58 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden. Schwer zu begreifende Zahlen, und es steht zu befürchten, dass sie noch weiter steigen. "Wir krochen über Tote", zitiert die dpa eine Konzertbesucherin.

Der Schütze wurde laut Polizei tot aufgefunden, als die Beamten das Hotelzimmer stürmten. Es gebe keine Hinweise auf weitere Täter; die Behörden fahndeten noch nach der Begleiterin des mutmaßlichen Einzeltäters, wie sich herausstellte, war sie aber nicht in die Tat verwickelt.

Ein Gast des Mandalay-Bay-Hotels, der sich zum Zeitpunkt der Tat im 21. Stockwerk aufhält, berichtet der Süddeutschen Zeitung, dass die Schüsse offenbar aus einem der oberen Stockwerke des Hotels abgefeuert worden seien. Die Polizei hat inzwischen bestätigt, dass sich der Schütze im 32. Stock des Hotels befand.

"Es hörte sich so an, als würden Feuerwerkskörper explodieren", sagt der Konzertbesucher Seth Bayles, der sich zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe der Bühne befand: "Wir haben gesehen, wie Leute reihenweise umgefallen sind. Dann haben wir gesehen, wie ein Besucher getroffen wurde - und sind sofort weggelaufen." Andere Konzertbesucher berichten, dass sie zuerst einzelne Schüsse gehört hätten, auf die später Schusssalven folgten. Die Polizei war laut Augenzeugen rasch auf dem Festivalgelände, eine Spezialeinheit stürmte das Mandalay Bay.

Stunden nach dem Angriff auf die Festival-Besucher schreibt Sänger Jason Aldean auf Twitter, wie schrecklich er die Nacht empfunden habe. "Mir fehlen immer noch die Worte, aber ich wollte euch wissen lassen, dass ich und meine Crew in Sicherheit sind. Meine Gedanken und Gebete gelten allen, die heute Nacht betroffen waren." Es schmerze ihn zutiefst, fuhr der Sänger fort, dass dies Menschen zugestoßen sei, "die gekommen sind, um Freude zu haben".

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