Schießerei in Abtreibungsklinik:Todesschütze bezeichnet sich als "Krieger im Namen der Babys"

Lesezeit: 1 min

Er erschoss in einer US-Abtreibungsklinik drei Menschen und verletzte neun. Nun droht dem Mann die Todesstrafe.

Dem Angeklagten droht die Todesstrafe

Der 57-Jährige, der vor zwei Wochen in einer Abtreibungsklinik im US-Bundesstaat Colorado drei Menschen erschoss, hat sich im Gerichtssaal als "Krieger im Namen der Babys" bezeichnet. Der Mann bekannte sich schuldig, nachdem die Anklage 179 Punkte gegen ihn vorbrachte, und stritt lautstark sowohl mit dem Gericht als auch mit seinem Verteidiger, wie mehrere US-Medien berichten. Ihm droht schlimmstenfalls die Todesstrafe. Allerdings will sein Anwalt die Zurechnungsfähigkeit des Mannes prüfen lassen.

Durch die Schüsse in Colorado Springs waren auch zwölf Menschen verletzt worden. Bei den Toten handelte es sich um einen Polizisten, eine zweifache Mutter, die in der Klinik eine Freundin unterstützte, sowie einen Irak-Veteran und zweifachen Vater.

Colorado Springs
:Mann schießt in Abtreibungsklinik um sich - drei Tote

Ein Mann feuert auf Zivilisten und Polizisten, erst nach einer fünfstündigen Konfrontation wird er verhaftet.

Der Schütze hatte sich stundenlang in der Klinik verschanzt und sich Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Er ergab sich schließlich und wurde festgenommen. "Planned Parenthood", die Organisation, die die Klinik betreibt, bietet neben Vorsorgeuntersuchungen unter anderem Abtreibungen an und wird dafür von erzkonservativen Kreisen in den USA angefeindet. Abtreibungsgegner werfen der Organisation vor, Organe und Gewebe abgetriebener Föten zu verkaufen.

Obama forderte strengere Waffengesetze

US-Präsident Barack Obama hatte nach der Bluttat seine Forderung nach strengeren Waffengesetzen erneuert. Dass der Täter in Colorado Springs ein Sturmgewehr besessen habe, sei nicht normal. "Wir dürfen das nicht zur Normalität werden lassen", sagte Obama. "Es reicht." Obama war in der Vergangenheit immer wieder mit Initiativen für schärfere Waffengesetze im Kongress gescheitert. Dort wollen vor allem die Republikaner nicht an dem in der US-Verfassung verankerten Recht auf Waffenbesitz rütteln.

Der Vorsitzende der Demokraten im US-Senat, Harry Reid, machte das erzkonservative Lager indirekt mitverantwortlich für Bluttaten wie die in Colorado. "Menschen in einen Rausch aus Hass und Wut zu treiben und ihnen gleichzeitig einen einfachen Zugang zu Schusswaffen zu bieten, hat sich als desaströs für dieses Land erwiesen", erklärte Reid. Politiker hätten "eine Verantwortung, sehr gut darüber nachzudenken, was wir in diesem Zusammenhang sagen und tun". Die Demokratische Partei arbeite an einer Gesetzesvorlage für eine "vernünftige Schusswaffensicherheit", erklärte Reid. Er appellierte an die Republikaner, die sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, diese Maßnahmen zu unterstützen.

Wenige Tage nach dem Anschlag in Colorado Springs kam es zum Terroranschlag von San Bernardino, bei dem die Täter ebenfalls mit Sturmgewehren schossen und vierzehn Menschen töteten.

© SZ.de/dpa/AFP/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

New York Times
:Amerikas Waffengesetze - "ein moralisches Verbrechen und eine nationale Schande"

Nach dem Massaker in San Bernardino fordert die "New York Times" ein Ende der "Waffen-Epidemie" - in einem Leitartikel, wie es ihn seit fast 100 Jahren nicht gegeben hat.

Jetzt entdecken

Gutscheine: