Sarkozy verliert die Beherrschung:"Hau doch ab, du Blödmann!"

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat sich in aller Öffentlichkeit im Ton vergriffen - der Fauxpas kursiert als Video. Seine Ehefrau Carla absolvierte währenddessen ohne Zwischenfälle ihren ersten offiziellen Auftritt.

Bei seinem Bemühen um Bürgernähe hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy während eines Messebesuchs die Beherrschung verloren und einen Besucher heftig beschimpft.

Sarkozy verliert die Beherrschung: Sarkozy auf der Landwirtschaftsmesse in Paris.

Sarkozy auf der Landwirtschaftsmesse in Paris.

(Foto: Foto: afp)

Auf der Pariser Landwirtschaftsmesse lieferte sich der Staatschef am Samstag einen ruppigen Wortwechsel mit einem älteren Mann und beschimpfte ihn als "Blödmann". Eine neue Umfrage bestätigte derweil die sinkende Popularität des Präsidenten: Laut der Zeitung Journal du Dimanche fiel sein Ansehen in den vergangenen zwei Monaten um neun Punkte auf 38 Prozent.

Seine neue Ehefrau Carla Bruni absolvierte am Wochenende ihren ersten offiziellen Auftritt als First Lady beim Besuch der Familie der Farc-Geisel Ingrid Betancourt.

Während Sarkozy auf dem Messegelände lächelnd durch die Menge ging und allseits Hände schüttelte, sagte ein älterer Mann mit Brille plötzlich: "Oh nein, mich nicht anfassen."

Sichtlich erbost antwortete der Präsident "Dann hau' doch ab!" Der Mann ließ jedoch nicht locker und fügte hinzu: "Du beschmutzt mich." "Dann hau' doch ab, du Blödmann", sagte daraufhin der Staatschef, der den Franzosen einen neuen Regierungsstil versprochen hatte.

Der Zwischenfall wurde gefilmt und ist seither auf der Internetseite der Tageszeitung Le Parisien zu sehen. Bis zum Sonntagmittag wurde der Beitrag laut Klickzähler der Seite 330.000 Mal aufgerufen. Der Élysée-Palast verweigerte einen Kommentar. Vergangenen November hatte ein ähnlicher Zwischenfall für Aufregung gesorgt.

Im Internetportal YouTube tauchte ein Video auf, in dem Sarkozy mit einem demonstrierenden bretonischen Fischer aneinander geriet. Später hatte er den Mann gemeinsam mit anderen Fischern zu einem Besuch in den Élyséepalast eingeladen.

Laut Journal du Dimanche stieg die Zahl der Unzufriedenen mit Sarkozys Politik im Zeitraum von Januar bis Februar um zehn Prozentpunkte. Premierminister Francois Fillon legte in der Befragung des Umfrageinstituts IFOP dagegen um sieben Punkte auf 57 Prozent zu. Die Franzosen haben nach Angaben der Meinungsforscher den Eindruck, dass ihr Staatsoberhaupt lieber sein Privatleben zur Schau stelle, als sich um seine Wahlversprechen wie die Erhöhung der Kaufkraft zu kümmern.

Bei ihrem ersten offiziellen Auftritt saß Carla Bruni neben Sarkozy auf einem Sofa, als dieser am Samstagabend im Elysée-Palast Ingrid Betancourts Ex-Mann Fabrice Delloye, deren Kinder Mélanie und Fabrice sowie die im Januar von den kolumbianischen Farc-Rebellen freigelassene Ex-Senatorin Consuelo Gonzáles empfing. ´

Die 40-jährige Sängerin Bruni und der 13 Jahre ältere Präsident hatten am 2.Februar geheiratet. Gonzáles dankte dem französischen Staatschef für seinen Einsatz im kolumbianischen Geiseldrama. Die franco-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt war vor sechs Jahren von der Farc entführt worden.

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