Santa Fe Highschool:Polizei wertet Tagebücher von Amokschützen aus

Deadly Shooting At Santa Fe High School In Texas Leaves 10 Dead

Acht Jugendliche und zwei Lehrer fielen dem jüngsten Amoklauf an einer Schule zum Opfer. Texanische Politiker lehnen schärfere Waffengesetze dennoch weiter ab.

(Foto: Scott Olson/afp)

Nach dem Amoklauf an einer Schule, bei dem zehn Menschen getötet wurden, ist ein 17-Jähriger geständig. Ermittler rätseln über das Motiv.

Von Alan Cassidy

Jene, die überlebten, beschrieben, wie der Schütze jubelte und "Überraschung" rief, als er im Zeichnungszimmer der Santa Fe High School auf seine Mitschüler feuerte. Sie berichteten, wie er in den Schrank schoss, in dem sich viele von ihnen eingeschlossen hatten. Als die Telefone seiner Mitschüler klingelten, höhnte er: "Wollt ihr nicht rangehen?" Sie erzählten auch, wie sie ein Klassenzimmer weiter am Boden kauerten, die Tische so hoch wie möglich vor der Türe gestapelt, und die Schüsse von nebenan zählten. Bis sie keine Schüsse mehr hörten. Bis der Schütze seine Waffen ablegte und sich auf dem Flur den Polizisten ergab.

Seit vergangenem Freitag sitzt der 17-jährige Dimitrios P. im Gefängnis in der Nähe der texanischen Schule, in der er zehn Menschen getötet hatte - acht Jugendliche und zwei Lehrer. 13 weitere Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Den Ermittlern gestand er am Wochenende die Tat und sagte, er habe jene Mitschüler verschont, die er mochte, "damit seine Geschichte erzählt werden konnte". Über sein Motiv sagte er zunächst nichts. Und auch darüber hinaus ist vier Tage nach dem jüngsten Amoklauf an einer amerikanischen Schule vieles unklar.

Der Gouverneur von Texas glaubt immer noch nicht, dass man das Waffenrecht verschärfen muss

Bekannt ist, dass Dimitrios P. am Freitagmorgen trotz der warmen Temperaturen einen Trenchcoat trug. Darunter versteckte er ein Gewehr und einen Revolver, die seinem Vater gehören. Im Unterschied zu anderen Amokschützen war Dimitrios P. bisher bei keiner Schul- und Polizeibehörde aufgefallen. Nach der Tat stellten die Ermittler Computer und Tagebücher sicher, die sie nun auswerten. Er hätte darin nicht nur den Amoklauf angekündigt, sondern auch geschrieben, dass er sich anschließend das Leben nehmen wolle, sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott. "Aber als der Moment kam, hatte er den Mut nicht." Mitschüler beschrieben den 17-Jährigen als ruhig und introvertiert. Er galt als guter Schüler mit Interesse für Geschichte. Nach Angaben der Washington Post wuchs Dimitrios P. als Sohn einer griechischstämmigen Familie auf. Diese teilte in einer Stellungnahme mit, sie sei schockiert. Sie hätte ihren Sohn als klugen, ruhigen, gutmütigen Jungen gekannt. "Wir wissen so gut wie nichts über die Gründe dieser Tragödie. Aber was wir aus den Medien gehört haben, scheint unvereinbar zu sein mit dem Jungen, den wir lieben."

Erst vor einem Monat hatten viele der 1400 Schüler der Santa Fe High School eine Demonstration gegen Waffengewalt organisiert. Sie trugen ein Gedicht einer Überlebenden des Amoklaufs von Parkland in Florida vor, sie verteilten Flugblätter und hielten eine Gedenkminute ab. Es gibt Bilder, auf denen man sieht, wie die Schüler Plakate hielten mit dem Slogan, den die Überlebenden des Parkland-Attentats vom vergangenen Februar geprägt hatten: "Never Again", nie wieder.

Auch die ranghöchsten Politiker von Texas sprachen nach der Tat davon, dass sich bei ihnen "nie wieder" ein Schulmassaker ereignen dürfe. Was das konkret heißt, ist allerdings unklar. Gouverneur Abbott und sein Vize Dan Patrick, beide Republikaner, lehnen schärfere Waffengesetze ab. Die Ursachen für Schulmassaker lägen nicht bei den Waffen, sagte Patrick, sondern bei zerrütteten Familien, fehlender Religion im Schulunterricht und bei gewalttätigen Videospielen.

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