Salzburger Land:Mann hortete tonnenweise scharfe Weltkriegs-Munition

Österreich Golling

Tonnenweise scharfe Munition: Blick in den Schuppen, in dem der 42-Jährige einen Teil der Granaten lagerte.

(Foto: dpa)

Ein Österreicher hat nahe der deutschen Grenze etwa 1000 Stück Weltkriegs-Granaten und andere Munitionsarten gesammelt. Beinahe wäre ihm seine bizarre Vorliebe zum tödlichen Verhängnis geworden.

Golling ist ein Dorf, in dem etwas mehr als 4000 Menschen leben. Einer von ihnen sorgt nun unfreiwillig dafür, dass der Name des 25 Kilometer von Salzburg entfernt liegenden Ortes nun in den Schlagzeilen ist.

Denn in dem Mehrfamilienhaus, in dem der 42 Jahre alte Gollinger lebte, explodierte vor ein paar Tagen etwas: eine Granate. Als die Feuerwehr anrückte und den Brand löschte, stießen sie auf ein umfangreiches Lager an Kriegsmunition.

Der Militaria-Händler habe in seinem Haus und einer Scheune etwa 1000 noch scharfe Patronen und Granaten vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg aufbewahrt, berichtete der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, Hermann Rechberger. Österreichische Medien berichten von großen Werfer-Granaten, von mehreren Tonnen Munition. Und davon, dass die Scheune unverschlossen gewesen sei

Der Mann hatte die Munition an Kriegsschauplätzen wie der Normandie ausgegraben, hieß es - und offenbar durch ganz Deutschland in seine idyllische Heimat transportiert. Die österreichischen Behörden ermitteln wegen Verstoßes gegen das Kriegsmaterialgesetz und wegen Gefährdung der Bevölkerung. Das Haus mit den hochexplosiven Sprengkörpern liege im Zentrum von Golling direkt an der Hauptstraße, sagte Rechberger.

"Entminungsdienst" soll jetzt alle Sprengsätze unschädlich machen

Der Abtransport sei sehr heikel und in Einzelfällen gar nicht möglich. So musste eine Granate, die der Mann in einem Blumenkübel vor der Haustür aufgestellt hatte, vor Ort gesprengt werden. Es werde wohl noch eine Woche dauern, bis alle Granaten und Patronen geborgen seien. Der Waffen-Fan hatte beim Entschärfen der Granate in der vergangenen Woche schwere Verbrennungen erlitten. Unschädlich gemachte Munition hatte er in der Vergangenheit nicht zuletzt über das Internet als Dekorationsstück vertrieben.

Nun wurde dem Mann seine bizarre Vorliebe beinahe zum tödlichen Verhängnis. Offenbar hatte er im Keller mit einer der Granaten hantiert, deren Inhalt sich explosionsartig entzündet habe. Der Mann erlitt schwere Brandverletzungen, konnte aber noch eigenständig einen Notruf absetzen. Er befinde sich im Landeskrankenhaus in Salzburg, hieß es. Bislang sei er nicht vernehmungsfähig.

Das Haus bleibt gesperrt, ebenso der Schuppen. Der "Entminungsdienst" sei damit beschäftigt, alle Sprengsätze unschädlich zu machen. Bis in Golling wieder Ruhe einkehrt, dürfte noch einiges Wasser die Salzach hinabfließen.

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