Sachsen-Anhalt:Schwerstes Busunglück seit 15 Jahren

Es ist das schwerste Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren: Eine Senioren-Reisegruppe stürzte am Montag bei der Fahrt auf der A 14 eine Böschung hinab. Den Rettern am Unfallort bot sich ein schreckliches Bild. Heute werden nähere Details zum Umfallhergang erwartet.

Die Menschen in Hopsten können die Tragik noch nicht begreifen. "Ich kenne sie fast alle", sagt Johannes Kramer, Ortsvorsteher des kleinen Ortes in Nordrhein-Westfalen. Wenige Stunden nach dem Unglück weiß er noch nicht, wen von seinen Freunden, Bekannten und Vereinskameraden es getroffen hat. Kramer geht davon aus, dass alle der 13 Toten aus dem beschaulichen 8000-Einwohner-Örtchen im Münsterland kommen.

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt sterben bei einem Busunglück 13 Menschen.

In Sachsen-Anhalt sterben bei einem Busunglück 13 Menschen.

(Foto: Foto: ddp)

Es sollte eigentlich ein schönes Erlebnis werden für die 48 Senioren des landwirtschaftlichen Ortsvereines. Meist sind es ältere Leute, die die Angebote des Busreiseveranstalters Strier Reisen aus Ibbenbüren wahrnehmen. Einmal im Jahr gehen sie auf große Tour. Diesmal haben sie Dresden als Ziel ausgewählt.

Sie sind dort nicht angekommen. Der Bus mit der Reisegruppe ist am Montag auf einer Autobahn in Sachsen-Anhalt verunglückt, 13 Menschen sind gestorben. 31 Passagiere wurden beim dem Unfall nach Angaben der Autobahnpolizei auf der A 14 (Dresden-Magdeburg) verletzt, einige von ihnen schwer. Bei mindestens zwei Menschen war der Zustand nach Angaben der Polizei auch am frühen Morgen noch kritisch. Es handelt sich um das schwerste Busunglück in Deutschland seit 15 Jahren.

Die Reisegruppe war am Morgen in Ibbenbüren aufgebrochen. Gegen 13.45 Uhr hatte ihr Bus nach Angaben der Polizei auf dem Autobahnabschnitt zwischen Plötzkau und Könnern in Richtung Halle bei der Einfahrt in einen verengten Straßenabschnitt abgebremst. Daraufhin sei ein Laster von hinten aufgefahren. Durch die Wucht des Aufpralls kam der Bus von der Straße ab und stürzte einen Abhang hinunter.

Den Rettern bot sich am Unfallort ein schreckliches Bild. Der Bus war einige Meter in die Tiefe gestürzt und kopfüber liegen geblieben. Das Dach quetschte viele Fahrgäste ein. In einer dramatischen Aktion wurden Opfer aus dem zerstörten Bus geborgen. Dazu musste das Fahrzeug mit einem Kranhaken gesichert werden. Fünf Rettungshubschrauber waren im Einsatz, Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot an den Unglücksort geeilt. Die Helfer richteten ein Notlazarett ein.

Unfallursache unklar

Die Unfallursache ist noch unklar. Der Busfahrer war laut Polizei langsam gefahren, als er von dem Lastwagen von hinten gerammt wurde. Er überlebte und meldete die Geschehnisse sofort in die Firmenzentrale in Ibbenbüren. Er steht unter Schock.

Der 46 Jahre alte Lkw-Fahrer, der die Bustragödie vermutlich verursacht hat, wurde bei dem Unfall verletzt und kam in ein Krankenhaus. Zu seinem Gesundheitszustand wie auch der anderen Verletzten lagen der Polizei am frühen Morgen noch keine neuen Erkenntnisse vor. Nach den Aufräumarbeiten wurde die Sperrung der Autobahn in der Nacht aufgehoben. Seit 0.30 Uhr sei der Streckenabschnitt wieder in beide Richtungen befahrbar.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) reagierte mit Bestürzung auf das schwere Busunglück. "Meine Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen." Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sprach den Angehörigen der Unfallopfer sein Beileid aus.

Chaotische Zustände

Auf der Autobahn herrschten nach dem Unfall chaotische Zustände, da fast an der gleichen Stelle auf der Gegenfahrbahn am Morgen ein mit Bauschutt beladener Lastwagen nach einem Reifenschaden umgekippt war. Wegen der beiden aufwendigen Rettungs- und Bergungsaktionen war die Autobahn komplett gesperrt. Es bildeten sich kilometerlange Staus, auch auf den Ausweichstrecken.

"Ich muss mich erst einmal sammeln", sagt Ortsvorsteher Johannes Kramer. Dem katholischen Ortspfarrer Johannes Söntgerath geht es ähnlich. Er ist im ersten Moment gar nicht zu einer Stellungnahme in der Lage. "Er muss das alles erst einmal für sich verarbeiten", sagt eine Mitarbeiterin.

Das zuletzt schwerste Busunglück in Deutschland hatte sich im September 1992 ereignet. Dabei starben bei Donaueschingen im Schwarzwald 21 Menschen.

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