Russland:Tödliche Landung

Emergencies Ministry members work at the crash site of a Boeing 737-800 Flight FZ981 operated by Dubai-based budget carrier Flydubai, at the airport of Rostov-On-Don

An der Unglücksstelle der Boing 737 suchen Ermittler nach weiteren Wrackteilen.

(Foto: Maxim Shemetov/Reuters)

Bei einem Flugzeugabsturz in Russland sterben 62 Menschen. Das Verhalten der Piloten gibt Rätsel auf.

Von Julian Hans, Moskau

Um 3.41 Uhr Ortszeit am Samstagmorgen zerschellte eine Boeing 737 in Rostow am Don beim Landeanflug, die Menschen an Bord hatten keine Chance: alle 62 Passagiere inklusive Besatzung starben. Für die Ermittler steht nun eine Frage im Mittelpunkt: Warum nur haben die Piloten der Gesellschaft Flydubai nicht entschieden, einen anderen Flughafen in der Nähe anzufliegen?

Weil zum Zeitpunkt des Unglücks über der südrussischen Stadt heftige Winde wehten, gelten die Witterungsverhältnisse als eine wahrscheinliche Ursache. Solange ein Flughafen wegen der Wetterverhältnisse aber nicht geschlossen wird, liegt die Entscheidung, woanders hinzufliegen oder nicht, im Ermessen der Piloten. Etwa zehn Minuten vor dem ersten Landeversuch hatte ein Airbus A380 der Gesellschaft Ural Airlines sicher aufgesetzt, eine Maschine der Gesellschaft Aeroflot wich dagegen auf einen anderen Flughafen aus, während die Flydubai-Piloten weiter über Rostow kreisten.

Am Sonntag trafen die Flugschreiber in Moskau ein. Von deren Auswertung erhoffen sich die Ermittler Aufschluss darüber, warum die Piloten nach einem ersten erfolglosen Landeversuch zwei Stunden über Rostow kreisten, statt etwa nach Krasnodar zu fliegen, das in weniger als einer Stunde zu erreichen gewesen wäre. Zunächst allerdings war unklar, ob die Daten der stark beschädigten Blackboxes überhaupt ausgewertet werden können.

Nach Berichten russischer Medien sollen die Piloten zum ersten Mal den Flughafen Rostow angesteuert haben. Die Landung in der flachen Gegend unweit der ukrainischen Grenze gilt jedoch nicht als schwierig. Dass die Maschine mit 55 Passagieren und sieben Besatzungsmitgliedern an Bord relativ leicht war, kann sie für Böen anfälliger gemacht haben.

Der Billiganbieter Flydubai teilte mit, unter den verunglückten Passagieren seien 44 Russen, acht Ukrainer, zwei Inder und ein Usbeke gewesen. Man werden den Hinterbliebenen der Toten 20 000 Dollar (etwa 17 750 Euro) Entschädigung anbieten. Es war das erste Unglück der Fluggesellschaft, die im Mai 2009 den Betrieb aufgenommen hat.

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