Russische Polizei in der Kritik:Autofahrer als Prellböcke

In der Nähe von Moskau haben Verkehrspolizisten Autofahrer gestoppt und angewiesen, ihre Fahrzeuge quer zur Fahrbahn zu stellen. Sekunden später raste ein Auto heran.

Mit merkwürdigen Methoden bei der Verbrecherjagd hat die russische Polizei Empörung ausgelöst: Beamte sollen in der Nähe der russischen Hauptstadt Autofahrer angehalten und als menschliche Prellböcke missbraucht haben, um einen flüchtigen Verbrecher zum Anhalten zu zwingen.

Stanislaw Sutjagin erklärte, er sei mit seinem Wagen auf einer Moskauer Umgehungsstraße unterwegs gewesen, als er und andere Autofahrer von Verkehrspolizisten angewiesen worden seien, sich quer auf die Fahrbahn zu stellen. Eine Begründung habe es nicht gegeben.

Sekunden später sei mit großer Geschwindigkeit ein Auto herangerast und habe seinen Wagen und weitere Fahrzeuge beschädigt. In einem der demolierten Autos habe eine schwangere Frau gesessen.

Hinter dem Steuer des rollenden Rammbocks soll ein flüchtiger Krimineller gesessen haben.

Sutjagin hatte den ganzen Vorfall mit seiner Kamera festgehalten und das Bildmaterial anschließend im Internet veröffentlicht. Die Autofahrer seien als lebende Schutzschilde missbraucht worden, beklagt Sutjagin in dem Video - und fragt: "Ist unser Leben in unserem Land wirklich nichts wert?"

Mitglieder des russischen Unterhauses forderten Fernsehberichten zufolge eine Erklärung von der Polizei. "Der Zynismus und die Gedankenlosigkeit dieser Beamten hat Menschenleben aufs Spiel gesetzt", sagte Michail Grischankow von der Regierungspartei Einiges Russland dem Fernsehsender NTW.

Nach dem Vorfall sollen die Polizisten ihren unfreiwilligen Helfern erklärt haben, es gebe keinen finanziellen Ausgleich für die Schäden an ihren Auto - schließlich sei der Täter entkommen.

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