Rumänien:Feuer und Massenpanik in Bukarester Diskothek - viele Tote

  • Bei einem Unglück sind in einer Diskothek in Rumäniens Hauptstadt Bukarest Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Knapp 200 wurden verletzt.
  • Der Brand wurde nach Angaben von Zeugen durch ein missglücktes Feuerwerk einer Bühnenshow ausgelöst.
  • Der Club "Colectiv" war erst Mitte Oktober kontrolliert worden - und musste eine Geldstrafe bezahlen.

Bei einem Feuer in einem Bukarester Nachtclub voller junger Leute sind am späten Freitagabend mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. 180 Menschen wurden schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht. Das erklärte der für das Rettungswesen zuständige Staatssekretär Raed Arafat. Er befürchte, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen könne. Als wahrscheinliche Ursache gilt eine missglückte Feuerwerk-Show. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein.

Offizielle Angaben zur Unglücksursache gab es zunächst nicht. Mehrere Zeugen berichteten lokalen Medien, dass Feuerwerkskörper der Bühnenshow im Club "Colectiv" zunächst eine mit Schallschutz-Schaum verkleidete Säule in der Nähe der Bühne entzündet habe. Ein Wachmann habe vergeblich versucht, den Brand zu löschen. Von der Säule habe sich das Feuer auf die ebenfalls mit Schallschutz-Material versehene Decke und anschließend auf die Wände ausgebreitet. In Sekundenschnelle soll sich der Club im Untergeschoss mit Rauch gefüllt haben, was zu Panik führte. Zunächst hatten Zeugen auch von einer Explosion berichtet - die Behörden stellten jedoch später klar, dass es sich ausschließlich um einen Brand gehandelt habe.

Nicht alle Ausgänge waren geöffnet

Nach dem missglückten Feuerwerk seien riesige Flammen in dem Club ausgebrochen, sagte der Augenzeuge Victor Ionescu Antena 3. Er war mit seiner Freundin dort gewesen. Menschen seien zum Ausgang des Lokals geströmt. Als Grund für die Massenpanik wurde auch die Tatsache genannt, dass zunächst nur einer von zwei Ausgängen der Diskothek passierbar gewesen sei. Viele Gäste seien niedergetrampelt worden, viele seien mit Herz-Atemstillstands wegen des dichten Rauchs im Raum aufgefunden worden.

"Menschen fielen in Ohnmacht, sie wurden ohnmächtig vom Rauch. Es war ein totales Chaos, Menschen trampelten sich nieder", sagte er. "Es war eine Tragödie, die hätte verhindert werden können, wenn es mehr Organisation von den Notfalldiensten gegeben hätte." Ein weiterer junger Mann sagte, die Flammen hätten Haut und Haare von Clubgängern angegriffen.

Rumänien: Rettungskräfte und Polizisten sichern Spuren nach dem Unglück im Bukarester "Colectiv"-Nachtclub.

Rettungskräfte und Polizisten sichern Spuren nach dem Unglück im Bukarester "Colectiv"-Nachtclub.

(Foto: AFP)

Das Innenministerium teilte mit, 60 Rettungs- und Feuerwehrwagen seien vor Ort. Ein mobiles Krankenhaus sei vor dem Gebäude aufgestellt worden, um Verletzte zu versorgen. Etwa 50 Menschen seien ins Floreasca-Notfallkrankenhaus gekommen. Gesundheitsminister Nicolae Banicioiu rief die Bevölkerung auf, Blut zu spenden, um den Verletzten zu helfen.

Nachtclub erhielt Geldstrafe für unzureichend qualifiziertes Personal

Erst zehn Tage zuvor hatte die Polizei das Lokal kontrolliert und einen Mangel an qualifiziertem Personal beanstandet und dafür eine Geldbuße verhängt. Zu dem Unglück kam es während eines Konzerts der Bukarester Metalcore-Band "Goodbye to Gravity", die vor etwa 300 bis 400 Gästen ihr neues Album "Mantras of War" vorstellte.

Staatspräsident Klaus Iohannis erklärte auf Facebook, er sei "erschüttert und tief traurig" über diese Tragödie. Es sei "ein sehr trauriger Moment (...) für unsere Nation." Das Gesundheitsministerium rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Für die frühen Morgenstunden wurde eine Krisensitzung der Regierung einberufen.

"Das ist eine große Tragödie", sagte Innenminister Gabriel Oprea, der zu dem Nachtclub "Colectiv" im Zentrum von Bukarest geeilt war. Die Polizei nahm in der Nacht die Ermittlungen auf. Vor Tagesanbruch suchten Beamte in dem ausgebrannten Club nach Spuren. Innenminister Oprea berief für den frühen Morgen das Krisenkomitee zusammen, dem mehrere Minister angehören.

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