Plädoyers im Ruby-Prozess:Anklage wirft Berlusconi "System der Prostitution" vor

Silvio Berlusconi, Ruby, Bunga Bunga, Italien

Silvio Berlusconi am 1. März im Mailänder Gericht: Hier allerdings nicht zum Thema Rubygate sondern angeklagt wegen Steuerhinterziehung.

(Foto: dpa)

Es wird eng für den italienischen Ex-Regierungschef: Eine Staatsanwältin berichtet Details von der Festnahme der damals noch minderjährigen Tänzerin Ruby, die Silvio Berlusconi schwer belasten. Ihm drohen mehrere Jahre Haft.

Als Festessen mit "burlesken" Szenen hatten Berlusconis Anwälte die Privatpartys des italienischen Ex-Premiers in seiner Mailänder Villa bezeichnet. Doch Staatsanwalt Antonio Sangermano hat in seinem Abschlussplädoyer ein anderes Bild gezeichnet: Ein "umfassendes System der Prostitution" sei von Vertrauten und Freunden Berlusconis organisiert worden. Die jungen Frauen seien in bar bezahlt oder mit beruflichen Versprechungen honoriert worden. Dabei sei die seinerzeit noch minderjährige Marokkanerin mit dem Künstlernamen Ruby Rubacuori ein "fester Bestandteil" gewesen.

Im "Ruby-Prozess" wird Berlusconi vorgeworfen, Sex mit minderjährigen Prostituierten gehabt und sein Amt missbraucht zu haben. Mit einer Entscheidung des Gerichts in erster Instanz wird für den 18. März gerechnet. Bei einer Verurteilung drohen Berlusconi, der mit der Wahl in Italien auf die politische Bühne zurückgekehrt ist, mehrere Jahre Haft. Er selbst beteuert seine Unschuld, seine Anwälte werden auf Freispruch plädieren.

Er habe nie für Sex bezahlt, sagte Berlusconi der Tageszeitung La Repubblica zufolge. "Ich hatte das Glück - und vielleicht auch den Verdienst -, niemals eine junge Dame für intimen Verkehr bezahlen zu müssen. Das gilt für den Staatsanwalt wohl nicht."

Doch die Beweislage wiegt schwer: Die Staatsanwältin Annamaria Fiorillo sagte als Zeugin aus, wie italienische Medien berichteten. Sie hatte demnach in der Nacht, als die marokkanische Tänzerin Karima El Mahrough alias Ruby festgenommen wurde, Dienst im Mailänder Jugendgericht. Sie setzte sich nach eigenen Worten dafür ein, dass die damals minderjährige Ruby in eine betreute Wohngemeinschaft kam.

Weiteres Verfahren

"Ich habe an meiner Position vehement festgehalten, und die lautete, dass das Mädchen in eine Wohngemeinschaft verlegt werden sollte, weil ich sie der Prostitution verdächtigte", sagte Fiorillo. Sie habe in der fraglichen Nacht vier Anrufe von der Polizei bekommen, bis schließlich eine Beamtin sagte, dass es keinen freien Platz für die Marokkanerin mehr gebe. Außerdem habe sich eine Regierungsberaterin namens Nicole Minetti vorgestellt, die das Mädchen in ihre Obhut nehmen wolle, da Ruby "die Nichte von Hosni Mubarak", dem ägyptischen Präsidenten, sei.

Eben jene Nicole Minetti soll laut Repubblica eine der Haupt-Organisatorinnen der Vergnügungsabende gewesen sein.

"Ich habe geantwortet, dass mir gesagt wurde, dass sie Marokkanerin ist, und deshalb wohl maximal die Tochter des marokkanischen Königs sein könnte", sagte Fiorillo. Sie habe der Beamtin außerdem gesagt, dass diese die Verantwortung trage, wenn das Mädchen nicht in eine Einrichtung gebracht würde. Minetti hatte die junge Frau schließlich abgeholt, angeblich nachdem sich Berlusconi in den Fall eingeschaltet hatte.

Aktuell geht es auch in einem weiteren Ermittlungsverfahren gegen Berlusconi hoch her. Erst vor wenigen Tagen sagte ein ehemaliger Senator aus, von Berlusconi bestochen worden zu sein.

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