Rihanna und Chris Brown beruflich wiedervereint:Blauäugige Feministin

Das Bild einer geschundenen Rihanna mit blauem Auge und lädierter Lippe ging 2008 um die Welt. Die Sängerin verarbeitet die Prügelattacke ihres damaligen Freundes Chris Brown musikalisch, ruft ihre weiblichen Fans dazu auf, sich nicht von Männern unterjochen zu lassen. Doch nun, drei Jahre später, lässt sich der Megastar wieder auf ihren Ex ein. Zumindest beruflich.

Marten Rolff

Dieser Tage erreicht uns eine der rührendsten Versöhnungsgeschichten der vergangenen Jahre: Rihanna, 24, Megastar sowie "Sexiest Woman Alive", und ihr ExFreund Chris Brown, 22, Rapper, haben wieder zueinander gefunden, musikalisch zumindest. Beide Sänger stellten via Twitter die Remix-Version jeweils eines ihrer alten Hits vor, auf dem auch der andere zu hören ist. Und glaubt man dem Klatschportal TMZ, so geht die Verbindung noch weiter. Auf der Geburtstagsparty der Sängerin habe das Ex-Paar Händchen gehalten und sogar gekuschelt, wusste ein Insider.

So weit, so belanglos? Nicht ganz.

Wir erinnern uns: Als TMZ zuletzt ausführlich über die Beziehung berichtete, es war vor ziemlich genau drei Jahren, ging es um ein Foto, das auf rätselhaften Wegen aus den Akten des Los Angeles Police Department auf die Seiten des Onlinedienstes gelangt war. Das Bild zeigte eine geschundene Rihanna mit blauem Auge und lädierter Lippe.

Eine Beziehung nach Drehbuch

Die Geschichte, die dazu um die Welt ging, schien mit jedem Klischee aufzuwarten, das die R&B-Szene für zwei Newcomer um die 20 bereit hält. Der Tatort: sein Lamborghini. Der Anlass: eine SMS seiner Ex. Der Ablauf: Sie stellt ihn zur Rede, er rastet aus. Faustschläge ins Gesicht, Bisse ins Ohr. Im Interview fasste die Sängerin den Vorfall so zusammen: "Ich ging als Rihanna zu Bett und wachte als Britney wieder auf."

Alles weitere folgte dann einem Drehbuch, das auch der Boulevard nicht besser hätte ersinnen können. Chris Brown bekommt fünf Jahre Haft auf Bewährung sowie die Auflage, stets 45 Meter Abstand zu seiner Ex-Freundin zu halten. Und Rihanna ruft ihre weiblichen Fans dazu auf, sich nicht von ihren Männern unterjochen zu lassen, sie wolle nun ein Vorbild sein. Ihr Trauma verarbeitet die Sängerin in ihren Songs ("Stupid In Love"), für ein Video lässt sie sich in Stacheldraht einwickeln. In Interviews spricht sie plötzlich öfter über ihren prügelnden Vater. Ihre Schulterpolster werden breiter, ihre Röcke kürzer und ihr Erfolg größer.

Nun ist es wohl Zeit für ein neues Kapitel. Womöglich wird man bald hören, dass Chris nach 190 Sozialstunden und einem Antiaggressionstraining ein völlig anderer Mensch geworden sei. Man muss dem Rapper zugutehalten, dass sein letzter öffentlicher Ausraster elf Monate zurückliegt und dabei nur eine Scheibe zu Bruch ging.

Laut einer US-Umfrage zur häuslichen Gewalt fanden übrigens 46 Prozent aller befragten Teenager damals, Rihanna trage allein Verantwortung für ihr Schicksal als Prügelopfer, offenbar war man der Meinung, sie hätte sich längst von ihrem aggressiven Freund trennen können. Drei Jahre später muss man befürchten, dass die Sängerin diesen Teenagern im Nachhinein recht gibt.

Wem das zu zynisch ist, der darf sich nun erst mal am schönsten Happy End des Jahres erfreuen. Kleiner Tipp: Um daran zu glauben, hilft es, beide blaue Augen zuzudrücken.

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