Richtungsentscheidungen des Papstes:Die Woche der Wahrheit

In diesen Tagen zeigt sich, was die Katholiken und der Rest der Welt von Benedikt XVI. zu erwarten haben: Mehr Latein und weniger Ökumene.

Matthias Drobinski

Am Samstag lässt Papst Benedikt XVI. die tridentinische Messe nahezu uneingeschränkt wieder zu, am Dienstag erklärt er den evangelischen Glaubensgeschwistern, dass sie keiner richtigen Kirche angehören, und die wahre Kirche Jesu Christi sich nun mal in der katholischen Kirche verwirklicht habe.

Richtungsentscheidungen des Papstes: Papst  Benedikt XVI.: Büste aus Bronze in Traunstein.

Papst Benedikt XVI.: Büste aus Bronze in Traunstein.

(Foto: Foto: ddp)

Es ist die Woche der Wahrheit, die Woche, in der sich zeigt, was die Katholiken und der Rest der Welt vom Pontifex Joseph Ratzinger zu erwarten haben, dass das schüchtern-sympathische Lächeln, die selbstverständliche Frömmigkeit, der intellektuelle Tiefgang nicht die volle Wirklichkeit sind.

Das päpstliche Gesetz zur alten Messe wird die katholische Kirche nicht hinters Konzil zurückwerfen, dazu ist die Zahl der Anhänger dieses Ritus zu gering - und auch das Schreiben der Glaubenskongregation über die Einzigartigkeit der katholischen Kirche wird nicht zurück in Zeiten führen, in denen Bischöfe ihre Schäflein davor warnten, sich in Evangelische zu verlieben.

Der Text aus Rom sagt wenig Neues. Aber er sagt es abgrenzend, er richtet sich auch gegen theologische Vermittler wie Kardinal Walter Kasper, den Ökumene-Minister des Vatikans, der Formulierungen zu entschärfen versucht hat, die protestantische Gesprächspartner als verletzend und herabsetzend empfinden.

Mehr Latein, weniger Ökumene - das ist schon eine Richtungsentscheidung. Der Papst kann wunderbar über die Möglichkeiten des Glaubens reden, über die Schönheit des Gebets und der Versenkung, über die Kraft der göttlichen und menschlichen Liebe. Doch in den vergangenen Tagen ging es ihm darum, die Zäune hin zum Rest der Welt zu erhöhen - wie so oft in jüngster Zeit.

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