Rekordkälte in Deutschland:Gefährliches Wintermärchen

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Minusrekorde und Flugchaos, Hunderte Unfälle, mehrere Tote: Wie der Winter in der ganzen Republik seine teilweise verheerende Macht zeigt.

Strenger Frost hat Deutschland zum vierten Advent ein weißes Wochenende beschert und vielen Orten die kälteste Nacht des Jahres. Kurz vor dem kalendarischen Winterbeginn am Montag sackte das Thermometer weit in den Minusbereich ab.

Ein Feuerwehrmann vor dem Wrack eines Milchlasters: Der LKW war auf der A 24 zwischen Talkau und Schwarzenbek verunglückt. Dabei liefen 8.000 Liter Milch aus, die bei den herrschenden Temperaturen von minus 13 Grad Celsius sofort gefroren. Fahrer und Beifahrer wurden bei dem Unfall nur leicht verletzt. (Foto: Foto: ddp)

Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia war es in der Nacht zum Sonntag am kältesten im baden-württembergischen Albstadt-Degerfeld mit bis zu minus 30,3 Grad. Die höchste Temperatur verzeichnete Hörnum auf Sylt mit minus 2,2 Grad.

Tiefsttemperaturen in Freiburg

In der Nacht zum Samstag war es an dem als "Eisloch" bekannten Alpengewässer Funtensee sogar minus 33,6 Grad kalt gewesen. Weil am 9. Januar an dem See jedoch sogar minus 36,4 Grad gemessen worden waren, nannte Meteomedia die Nächte vom Wochenende nicht "die kältesten des Jahres". Mit Blick auf vielerorts minus 20 Grad waren die Nächte jedoch die "verbreitet frostigsten".

In Rheinland-Pfalz wurde am frühen Sonntagmorgen die tiefste Temperatur verzeichnet, die jemals dort gemessen wurde: In Dill im Hunsrück zeigten die Thermometer minus 26,1 Grad an.

In Freiburg im Breisgau war es ebenfalls kälter als je zuvor: minus 22 Grad. Am vierten Advent tagsüber wurden auf Deutschlands höchstem Berg, der fast 3000 Meter hohen Zugspitze, minus 20,9 Grad gemessen - in München dagegen vergleichsweise warme 6,3 Minus-Grade.

Das Winterwetter kostete in den vergangenen Tagen mindestens neun Menschen das Leben. In Baden-Württemberg starb beispielsweise eine 18-Jährige, deren Auto in den Gegenverkehr rutschte. In Reilingen stürzte ein 73-Jähriger auf schneebedeckter Fahrbahn mit seinem Fahrrad und schlug tödlich mit dem Kopf auf. In Mannheim erfror ein 46 Jahre alter Obdachloser, der im Freien schlief.

Düsseldorfer Flughafen muss schließen

Durch Schnee, Eis und Witterung kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen: Allein im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei von Freitagabend bis Sonntag mehr als 1100 Unfälle mit etwa 100 Verletzten. In Brandenburg gab es an den drei Tagen fast mehr als 140 Glätteunfälle mit 20 Verletzten.

Schnee und Eis führten auch auf Bayerns Straßen zu Hunderten Unfällen, drei Menschen starben. Auf vielen Autobahnen stockte der Verkehr wegen Glätte. Allein in Mittelfranken wurden innerhalb von 24 Stunden rund 300 Unfälle gezählt.

Dichtes Flockentreiben führte an diesem Sonntag dazu, dass Deutschlands drittgrößter Flughafen in Düsseldorf vorübergehend geschlossen werden musste. Schneefall löste auch ein Chaos auf dem Frankfurter Flughafen aus. Bis zum frühen Nachmittag seien schon 50 Flüge annulliert und 15 etwa nach Stuttgart oder München umgeleitet worden, sagte eine Sprecherin.

Schneefall und Glätte behinderten auch den Schienenverkehr.

Trotz allem: Eine weiße Weihnacht erleben weite Teile Deutschlands laut Wettervorhersage nicht. Das Tief Vincent sorgt in den kommenden Tagen für höhere Temperaturen, Regen und überfrierende Nässe, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach berichtete.

Bis Heiligabend dürfte sich der Schnee fast überall in Matsch verwandelt haben.

© dpa/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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