Türkei:Festgenommener soll Anschlag auf Istanbuler Nachtclub gestanden haben

  • Die Polizei hat den mutmaßlichen Attentäter des Anschlags auf den Istanbuler Nachtclub Reina gefasst und ist dabei, ihn zu verhören. Der Gouverneur sagt, es gebe ein Geständnis.
  • Über die Nationalität des Mannes gibt es noch unterschiedliche Angaben.
  • Bei dem Angriff in der Silvesternacht hatte ein Mann 39 Menschen erschossen.

Von Deniz Aykanat

Mehr als zwei Wochen nach dem Anschlag auf den Istanbuler Nachtclub Reina ist der mutmaßliche Attentäter am späten Montagabend gefasst worden. Er wurde im Istanbuler Stadtteil Esenyurt auf der europäischen Seite der Metropole gegen 23 Uhr festgenommen worden, berichten türkische Medien. Ministerpräsident Binali Yıldırım hat die Festnahme bestätigt, 2000 Polizisten und eine Spezialeinheit seien an dem Einsatz beteiligt gewesen sein. Nach Angaben des Gouverneurs von Istanbul, Vasip Şahin, hat der Mann die Tat bereits gestanden.

Der Festgenommene heißt türkischen Medien zufolge Fail Abdulkadir M., er soll beim IS unter dem Codenamen Ebu Muhammed Horasani geführt worden sein. Mit der Terrormiliz kam er möglicherweise in Syrien in Kontakt. M. wurde den Angaben zufolge 1983 in Usbekistan geboren. Über seine Nationalität gibt es allerdings noch unterschiedliche Angaben. Die Zeitung Hürriyet schreibt, er sei zwar in Usbekistan geboren, sei aber tadschikischer Staatsbürger. Er sei verheiratet und habe zwei Kinder, schreibt Hürriyet. Auch in Usbekistan soll nach ihm gefahndet worden sein.

Türkei: Die türkische Polizei veröffentlichte dieses Foto von dem Festgenommenen

Die türkische Polizei veröffentlichte dieses Foto von dem Festgenommenen

(Foto: AP)

Er wurde demnach in Afghanistan ausgebildet, möglicherweise auch in Pakistan. Der Gouverneur von Istanbul sagte, er sei "gebildet". Den Angaben zufolge spricht M. Usbekisch, Russisch, Arabisch, Chinesisch und Türkisch.

Es wird vermutet, dass er 2016 illegal über Iran in die Türkei einreiste. Zunächst soll er sich in der zentralanatolischen Stadt Konya aufgehalten haben. Am 16. Dezember fuhr er womöglich von dort nach Istanbul.

Als er nach Istanbul kam, mietete er sich der Zeitung Cumhuriyet zufolge zunächst eine Wohnung in Başakşehir, einem Stadtteil auf der europäischen Seite Istanbuls. Er soll mehrmals die Wohnung gewechselt haben - vermutlich, um nicht aufzufallen. Bei seiner Festnahme kam er Anadolu zufolge gerade aus dem Stadtteil Zeytinburnu. Auf einem Foto ist er mit Blut im Gesicht zu sehen.

Anadolu zufolge wurden zusammen mit M. weitere Verdächtige festgenommen: ein Kirgise und drei Frauen, die aus Ägypten, Senegal und Somalia stammen sollen. Andere Medien nennen noch einen Iraker, der ebenfalls festgenommen worden sein soll. Bei der Festnahme des Hauptverdächtigen M. soll auch dessen vierjähriger Sohn bei ihm gewesen sein. Dies wurde jedoch noch nicht von offizieller Seite bestätigt.

In der Wohnung des Verdächtigen wurden Medienangaben zufolge auch 197 000 Dollar, Luftdruckpistolen und SIM-Karten für Handys sichergestellt. Außerdem hieß es, die Ermittler führten derzeit auch Razzien gegen andere mutmaßliche Zellen des IS aus. Dem Istanbuler Gouverneur zufolge sind derzeit im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Reina 50 Personen in Polizeigewahrsam.

Terrorangriff in der Silvesternacht auf Feiernde

Bei dem Angriff in der Silvesternacht waren 39 Menschen getötet worden, als ein Attentäter in den Istanbuler Club Reina eingedrungen war und offenbar wahllos auf Feiernde geschossen hatte. Dutzende Menschen wurden verletzt, der Täter entkam. Die türkischen Behörden veröffentlichten Fahndungsfotos.

Erst am Freitag war gegen zwei zuvor festgenommene ausländische Verdächtige Untersuchungshaft verhängt worden. Anadolu hatte gemeldet, sie würden unter anderem der "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" und der "Beihilfe zum vorsätzlichen Mord in 39 Fällen" verdächtigt.

Der IS reklamierte den Anschlag auf den Club am Bosporus anschließend für sich, ein Novum. Zwar werden der Terrororganisation mehrere verheerdende Anschläge in der Türkei angelastet, öffentlich bekannt hatte sie sich aber nun das erste Mal.

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