Razzia in China:Polizei stürmt "Drogendorf"

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3000 schwer bewaffnete Polizisten aus Spezialeinheiten waren bei der Razzia im Einsatz. (Foto: REUTERS)

Hubschrauber, Schnellboote, Seile: Die Szenen der Drogen-Razzia in der südchinesischen Provinz wirken wie aus einem Actionfilm. 3000 Polizisten stürmen das "Drogendorf" Boshe und beschlagnahmen eine gewaltige Menge Crystal Meth. Auch Parteifunktionäre gehören zu den Verdächtigen.

Die Szenen der Drogenrazzia in dem Dorf Boshe in der südchinesischen Provinz Guangdong wirken wie aus einem Actionfilm: Im Schein von Taschenlampen knacken die Polizisten mit einem Bolzenschneider die Metalltür. Dann geht alles ganz schnell. Dutzende schwer bewaffnete Spezialeinheiten stürmen in das Haus. Wenig später liegt ein Mann in Unterwäsche gefesselt am Boden. Und Chinas Staatsfernsehen CCTV sendet die Bilder am Freitag immer wieder, begleitet von Lobeshymnen auf die chinesische Polizei.

3000 schwer bewaffnete Polizisten aus Spezialeinheiten sind im Einsatz. Aus der Luft seilen sich Kämpfer in die engen Gassen ab, Helikopter sichern die Szene. Die Küstenwache bringt Sicherheitsleute mit Schnellbooten zu dem Dorf und in die Gemeinde Lufeng, wie die Lokalzeitung Xinkuaibao berichtet. Die Bilanz: Rekordverdächtige drei Tonnen der Droge Crystal Meth stellen die Beamten sicher, 182 Verdächtige von 18 Drogenclans werden festgenommen, wie die Polizei auf ihrer Internetseite bekanntgibt.

Das Dorf Boshe hatten die Sicherheitsleute schon lange im Visier. In der Vergangenheit hatte die Polizei mehrfach versucht, Häuser zu kontrollieren. Mit Dutzenden Motorrädern versperrten die Gangster daraufhin die engen Gassen. Vielleicht wollten die Behörden deshalb auf Nummer sicher gehen, bevor sie ihren Großeinsatz öffentlich machten.

Denn die Aktion fand bereits am vergangenen Sonntag statt. Am Donnerstagabend veröffentlichte die Polizei nun eine Zusammenfassung auf ihrer Internetseite. Erst am Freitag stiegen die Staatsmedien groß in das Thema ein.

Aber je mehr Details über das "Drogendorf" Boshe und die Gemeinde Lufeng bekanntwerden, desto mehr Kratzer bekommt das Image der Polizei. "Lufeng war seit langem für Drogen bekannt. In den vergangenen drei Jahren war die Gemeinde die Quelle für ein Drittel des verkauften Crystal Meth im ganzen Land", sagt Qiu Wei von der Antidrogenbehörde in Guangdong der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Besonders pikant: Cai Dongjia, oberster Parteisekretär des Dorfes, gilt als der Drogenboss in Boshe. Gemeinsam mit ihm werden 13 weitere Parteimitglieder verhaftet, wie Xinkuaibao berichtet.

Bei der Razzia einer Funktionärswohnung finden die Polizisten 350 Kilogramm Meth. Anscheinend konnte der Drogenhandel in Boshe und Umgebung nur so gut florieren, weil die Parteimitglieder ihre schützende Hand über das illegale Geschäft hielten und selbst fleißig mitverdienten. Laut Xinkuaibao soll jeder Fünfte in dem Dorf oder 1700 Haushalte an der Meth-Industrie beteiligt gewesen

© Stephan Scheuer/dpa/dato - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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