Rassismus-Vorwürfe wegen Berliner Polizeivideo:Ausländische Taschendiebe werden ersetzt

Präventionstag gegen Taschendiebe in der Weihnachtszeit

Gerade vor Weihnachten warnt die Polizei vor Taschendieben. Ein Aufklärungsvideo in Berliner U-Bahnen sorgte in diesem Jahr aber für Kritik.

(Foto: dpa)

Alle Taschendiebe haben einen Migrationshintergrund. Das impliziert zumindest das Warnvideo im Nachrichtenfenster einiger Berliner U-Bahnen. Nach öffentlicher Kritik will die Berliner Polizei die Szenen jetzt austauschen.

"Vorsicht Diebe - so schützen Sie Ihr Weihnachtsgeld!" heißt das Aufklärungsvideo. In drei Sequenzen zeigt es eine Asiatin und dunkelhäutige Menschen beim Taschendiebstahl. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1999 und sind Originalszenen, gefilmt von einer Überwachungskamera der Berliner Polizei. Sie werden seit Jahren in der Vorweihnachtszeit in Berliner U-Bahnen gezeigt. Doch in diesem Jahr stieß der Film erstmals auf Kritik. Der Vorwurf: Rassismus.

Der Türkische Bund beschwerte sich darüber, dass das Aufklärungsvideo auf klischeehafte Weise ausländische Täter zeige. Auch Hakan Tas, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, schaltete sich ein. Er sagte der Tageszeitung taz: "Das Video erweckt den Eindruck, dass die Berliner Polizei Menschen, die nicht-deutscher Herkunft sind, als Täter vorführen will und stellt diese Personengruppe damit unter Generalverdacht."

Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa wies die Polizei die Kritik zwar zurück, teilte aber mit, aus den Vorwürfen Konsequenzen zu ziehen. "Wir haben jetzt entschieden, das Video auszutauschen und auch gleich unsere Internetseite über Taschendiebstähle zu aktualisieren", sagt Thomas Neuendorf, Berliner Polizeisprecher.

"Die Videos wurden verwechselt"

Künftig soll der Aufklärungs-Spot auch mitteleuropäisch aussehende Menschen zeigen. Neuendorf betont, es sei nie die Absicht der Polizei gewesen, irgendjemanden zu diskriminieren. "Wir haben das Video nur verwendet, weil man darin besonders gut sieht, wie Taschendiebe vorgehen", so der Sprecher.

Zudem hätte der veraltete Spot in diesem Jahr eigentlich gar nicht mehr gezeigt werden sollen. "Wir hatten der Berliner U-Bahn eine neuere Version zugesandt, aber die Videos wurden verwechselt", erklärt Neuendorf auf Anfrage von Süddeutsche.de. Für das neue Video hätten Polizisten die Methoden von Dieben nachgestellt. Bisher wird der Spot schon auf der Internetseite der Bundespolizei gezeigt. Die "Täter" darin sehen europäisch aus.

Wie die Kriminalstatistik der Berliner Polizei zeigt, stammten im vergangenen Jahr 75 Prozent der 670 festgenommenen Trickdiebe nicht aus Deutschland. Die Aufklärungsquote war niedrig: Bei Diebstählen dieser Art werden die Betrüger nur in vier Prozent der Fälle gefasst.

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