Queensland:"Alle Frauen töten" - wie ein feministischer Cupcake-Verkauf eskalierte

Queensland: Morddrohungen bei Cupcake-Verkauf an australischer Uni

Morddrohungen bei Cupcake-Verkauf an australischer Uni

(Foto: Uli Deck/dpa)
  • Studierende einer australischen Universität wollten in einer Projektwoche zum Thema Feminismus Cupcakes an ihre Kommilitonen verkaufen.
  • Die Idee: Bei einem Höchstbetrag von einem Dollar zahlen Frauen anteilsmäßig so viel weniger, wie sie im Schnitt auf dem Arbeitsmarkt weniger verdienen würden als ihre männlichen Mitstreiter.
  • Die Idee löste eine Debatte im Netz aus. Die Organisatoren wurden sogar mit Morddrohungen angegangen.

Ein Cupcake ist etwas Nettes. Unschuldig süß mit Zuckerhaube und schön bunt, verziert mit essbaren Perlen oder anderem Schnickschnack. Lecker ist er auch, der Cupcake. Die größte Tücke, die man ihm so unterstellen mag, ist vielleicht, dass er unter seiner pastellfarbenen Haube ein paar Kalorien versteckt - könnte man meinen. Nicht so in Australien. Da hat der zuckergussige Bruder vom Muffin jetzt eine handfeste Debatte ausgelöst, Morddrohungen inklusive, wie der Guardian berichtet.

Ein Dollar für einen Cupcake - klingt fair, oder?

Studierende der Universität Queensland haben Cupcakes gebacken, um sie an ihre Kommilitonen zu verkaufen. Für einen Dollar. Das klingt nach einem fairen Preis. Nur: Nicht alle sollten für einen Cupcake einen Dollar bezahlen. Der Backwarenverkauf auf dem Campus war Teil der "Feminismus-Woche" der Universität, einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Um zu zeigen, wie ungleich die Löhne zwischen Männern und Frauen in Australien verteilt sind, sollten Frauen dem Guardian zufolge anteilsmäßig weniger für die Cupcakes bezahlen. Eine schwarze Frau, die als Anwältin arbeitet, müsste beispielsweise nur 55 Cent bezahlen - also einen Dollar abzüglich den Betrag, den sie prozentual und vergleichsweise zu ihrem weißen, männlichen Kollegen im Schnitt weniger verdient. Eigentlich ein anschauliches Beispiel - und bei einem Höchstpreis von einem Dollar auch für potenzielle Topverdiener sicherlich bezahlbar.

Einige männliche Facebook-Nutzer sahen das offenbar anders. Im Guardian-Artikel schildert Mitorganisatorin Madeline Price die Reaktionen auf den angekündigten "Gender Gap Bake Sale": in Kommentaren auf der Veranstaltungsseite, privaten Nachrichten, E-Mails und sogar einer Sprachnachricht seien die Organisatoren massiv bedroht worden. Sie lauteten demnach unter anderem so: "Alle Frauen töten!", "Ich will alle diese feministischen Fotzen mit ihren Backwaren vergewaltigen" und "Zum Glück findet dieses Event gerade statt, dann sind alle hässlichen Mädels dort und ich muss sie im Club nicht aussortieren."

Zum Glück aber, so Price, seien die negativen Kommentare im Netz geblieben. Auf dem Campus sei die Aktion hingegen durchweg positiv aufgenommen worden. Trotzdem, sagt sie, zeige die Online-Debatte noch deutlicher als der Cupcake-Verkauf, wie tief Ungleichheiten zwischen Mann und Frau noch immer in unserer Gesellschaft verankert sind.

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