"Purple Beach":Löscharbeiten auf havariertem Frachter

Frachter Purple Beach

Der Frachter Purple Beach liegt am 26. Mai in der Deutschen Bucht.

(Foto: dpa)
  • Auf dem Frachter "Purple Beach" haben die Löscharbeiten begonnen. Das Schiff war am Dienstag wegen starker Rauchentwicklung im Laderaum evakuiert worden.
  • Weil es eine große Menge Düngemittel geladen hat, wurde befürchtet, das Schiff könne explodieren. Inzwischen wurde Entwarnung gegeben.
  • Die Crew des Frachters konnte ausgeflogen werden.
  • Über Bremerhaven und Cuxhaven legte sich zeitweise eine Düngemittel-Wolke.

Was genau im Inneren des Schiffs passiert, ist weiter unklar

Auf der Nordsee haben Experten nach der Havarie eines Düngemittel-Frachters die Gefahr einer Explosion abgewendet. Der Einsatz von Wasserwerfern brachte am Mittwoch - zwei Tage nach Beginn des Unglücks - die erwünschte Wirkung. Die seit Montag über dem Schiff "Purple Beach" aufsteigende Rauch- und Gaswolke sei deutlich reduziert worden, sagte der Sprecher des Havariekommandos, Michael Friedrich, in Cuxhaven. Das Risiko einer Explosion sei nicht mehr relevant.

Spezialisten kühlten Decks und Bordwände mit großen Mengen Wasser. Vier Angehörigen einer Brandbekämpfungseinheit gelang es am Abend, auf die "Purple Beach" überzusetzen. Sie verlegten nahe dem rauchenden Laderaum drei Schläuche, durch die jetzt vom Hilfsschiff "Neuwerk" Seewasser in den Frachter gepumpt wird, wie der Sprecher des Havariekommandos, Michael Friedrich, in Cuxhaven berichtete. Bisher seien rund 500 Kubikmeter Seewasser in die "Purple Beach" geflossen. Nach Angaben Friedrichs ist es möglich, den gesamten Laderaum mit Wasser zu füllen. Dies hätten Stabilitätsberechnungen des Hamburger Schiffsklassifizierers Germanischer Lloyd ergeben. Die Rauchentwicklung auf dem Schiff nehme seit dem Beginn der Löscharbeiten merklich ab

Was genau im Inneren des Schiffs passiert, ist weiter unklar. Später soll das Schiff auf einen Notliegeplatz und dann in einen Hafen geschleppt werden.

Die unter der Flagge der Marshallinseln fahrende "Purple Beach" war am Montagabend etwa 30 Kilometer westlich von Helgoland in Not geraten. Die Besatzung hatte den betroffenen Laderaum abgeriegelt und mit Kohlendioxid geflutet, um einen möglichen Brand zu löschen. Allerdings ist nicht klar, ob für Rauch und Hitze ein Feuer oder eine andere chemische Reaktion verantwortlich ist. Ein Messtrupp stellte Hitze in einem mit mehreren Tausend Tonnen Dünger gefüllten Laderaum fest. Das Schiff kann sowohl Massengüter wie jetzt den Dünger als auch Container transportieren.

Keine Schadstoffe in der Luft festgestellt

Am Dienstag waren nach dem ersten Einsatz von Rettungskräften insgesamt 36 Menschen zu Untersuchungen in Krankenhäuser geflogen worden. Niemand wurde schwer verletzt.

Der Hochseeschlepper "Nordic" und die "Neuwerk" drängten die Rauchwolke jetzt mit Sprühwasser zurück. Sie fuhren unter Sicherheitsvorkehrungen bis auf 100 Meter an den Havaristen heran. Beide Schiffe können an Bord eine Überdruckatmosphäre herstellen, so dass ihre Besatzungen vor möglichen Giftstoffen geschützt sind. Das Havariekommando richtete einen Sicherheitsbereich von fünf Kilometern um die "Purple Beach" ein.

Brandbekämpfungsspezialisten wollten zunächst die Luken nicht öffnen, um nicht zu riskieren, dass Sauerstoff in den Laderaum gelangt und ein Feuer anfacht oder eine Explosion auslöst.

Noch am Mittwochmorgen hatte über dem Schiff eine riesige Rauchwolke gestanden, die nach Augenzeugenberichten von der ostfriesischen Insel Norderney aus zu sehen war. Hunderte Interessierte kamen an den Strand, um die Entwicklung zu beobachten.

Der Wind trieb den Geruch des Düngemittels zu den Inseln und zum Festland. Die Einwohner wurden daher zunächst aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven gab nach Luftmessungen am Vormittag Entwarnung. Es seien keine Gefahrstoffe festgestellt worden. In der Nacht hatten Anwohner bei der Polizei angerufen und einen komischen Geruch in der Luft gemeldet. "Wir haben die ganze Nacht weder in Cuxhaven oder in Bremerhaven, noch im Umkreis des Frachters eine Gefahrenstoffkonzentration festgestellt", sagte Friedrich. An 25 Messstellen werde die Luft alle zwei Stunden kontrolliert. Es seien keine Schadstoffe festgestellt worden.

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