Prozessbeginn in Osnabrück:Hausarzt gesteht, Patientinnen missbraucht und heimlich gefilmt zu haben

  • In Osnabrück steht ein 62-jähriger Hausarzt vor Gericht.
  • Dem Mann wird vorgeworfen, 13 Patientinnen sexuell missbraucht zu haben. 72 Patientinnen soll der Arzt mit einer Kugelschreiberkamera heimlich halbnackt fotografiert haben.
  • Der Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis ab.

In Osnabrück steht ein früherer Hausarzt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 62-Jährigen vor, zwischen Dezember 2009 und November 2013 in 72 Fällen heimlich Patientinnen mit einer Kugelschreiberkamera gefilmt zu haben, als sie sich auf seine Anweisung hin teilweise entkleideten.

Arzt soll kinderpornografische Dateien zum Tausch angeboten haben

In 13 Fällen habe er die Frauen darüber hinaus auch sexuell missbraucht, so der Staatsanwalt. Dabei handelte es sich um Patientinnen, die psychisch krank, geistig oder körperlich behindert waren. Er habe sie unter anderem mit einem Stethoskop abgehorcht, und dabei in sexueller Absicht die Brust seiner Opfer berührt, ohne dass dafür eine medizinische Notwendigkeit bestanden habe.

Zwischen September und November 2013 soll der Mann auch in zwölf Fällen kinderpornografische Dateien auf einer Online-Tauschbörse angeboten haben. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler dann Tausende solcher Dateien auf Datenträgern des Angeklagten. Sichergestellt wurden 79 500 kinderpornografische Bilder, 6200 jugendpornografische Bilder und 3300 kinderpornografische Videos.

Gericht schließt Öffentlichkeit von Verfahren aus

Auf Antrag des Verteidigers schloss die Strafkammer die Öffentlichkeit von der Aussage des Angeklagten aus. Es gehe nicht nur um schutzwürdige Persönlichkeitsrechte des Mediziners, sondern auch darum, die Patientinnen vor der Öffentlichkeit zu schützen, sagte der Vorsitzende Richter.

Für den zweiten Verhandlungstag ist die Sichtung des sichergestellten Bildmaterials vorgesehen. Auch hier werde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, sagte der Richter. Insgesamt sind vier Verhandlungstage angesetzt.

Geständnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Der Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. "Es ist ein großes Drama, dieses Verfahren, auch für meinen Mandanten und natürlich für seine Patientinnen", sagte der Anwalt des Arztes, "Die Kollegen sind sehr sauer darauf, was er dem Berufsstand angetan hat."

Der Arzt habe seinen Beruf aufgegeben und sei in Osnabrück in seinem privaten und beruflichen Umfeld isoliert. Er habe bereits mehr als 162 000 Euro Schmerzensgeld an seine Patientinnen gezahlt. Der mittlerweile geschiedene Arzt lebt inzwischen in Dresden.

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