Prozessbeginn in Delmenhorst:Krankenpfleger wegen dreifachen Mordes vor Gericht

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Weil er Patienten heimtückisch getötet haben soll, steht ein ehemaliger Krankenpfleger vor Gericht. Der 37-Jährige soll mindestens fünf Patienten im Klinikum Delmenhorst ein gefährliches Medikament gespritzt zu haben. Es ist nicht die erste Tat des Angeklagten.

  • Ein ehemaliger Krankenpfleger muss sich wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs vor Gericht verantworten.
  • Der 37-Jährige soll Patienten Medikamente gespritzt haben, die schwere Herz- und Kreislaufprobleme auslösen können. Daraufhin habe er die Patienten versucht wiederzubeleben.
  • Der Angeklagte war für eine ähnliche Tat bereits in der Vergangenheit verurteilt worden.

Krankenpfleger soll aus Langeweile gehandelt haben

Ein ehemaliger Krankenpfleger steht wegen dreifachen Mordes in Oldenburg vor Gericht. Die Anklage wirft dem 37-Jährigen vor, zwischen 2003 und 2005 fünf Patienten im Klinikum Delmenhorst ein Medikament gespritzt zu haben, das schwere Herz- und Kreislaufprobleme auslösen kann.

Der Mann habe aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen gehandelt, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklage. Er habe den Tod der auf der Intensivstation liegenden Patienten billigend in Kauf genommen, um dann im Kampf um Leben und Tod seine Fertigkeiten in der Reanimation unter Beweis stellen zu können. Sein Motiv sei unter anderem Langeweile gewesen.

Wie oft die Wiederbelebung funktioniert hat, ist unklar. Fest steht aber laut Staatsanwaltschaft, dass sich die Zahl der Todesfälle im städtischen Krankenhaus in der Zeit, als der 37-Jährige dort gearbeitet hat, verdoppelt haben soll.

Eine 61-Jährige sowie zwei Männer im Alter von 78 und 44 Jahren starben nach Überzeugung der Anklage wegen des verabreichten Medikaments. Bei einer 80-Jährigen und einem 81-Jährigen lasse sich nicht mehr feststellen, ob die Patienten 2005 wegen des Medikaments oder ihrer Erkrankung starben, sagte die Staatsanwältin.

Angeklagter schweigt vor Gericht

Der angeklagte Krankenpfleger will sich nicht zu den Vorwürfen äußern. "Ich schweige", sagte er zum Prozessauftakt am Landgericht Oldenburg. Der erste Prozesstag wird mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Zunächst soll das Klinikpersonal befragt werden, das an den jeweiligen Todestagen der Patienten Dienst hatten.

Bereits wegen ähnlicher Tat verurteilt

Bereits im Juni 2008 hatte das Landgericht Oldenburg den Mann wegen eines ähnlichen Tatvorwurfs verurteilt - seitdem sitzt der Mann im Gefängnis. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Krankenpfleger im Juni 2005 auf der Intensivstation der Städtischen Kliniken in Delmenhorst einem unheilbar krebskranken Patienten eine Überdosis des Herzantiarrythmikums Gilurytmal spritzte. Der Patient, der sich während der Tat im künstlichen Koma befand, erlitt Herzrhythmusstörungen und sein Kreislauf entgleiste. Nur eine zufällig vorbeischauende Krankenpflegerin konnte den Tod des Mannes verhindern. Der Angeklagte wurde wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Angehörige schöpfte Verdacht

Die neuen Ermittlungen waren von einer Anzeige der Tochter einer gestorbenen Frau ausgelöst worden. Sie hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen der Berichterstattung über den ersten Prozess Verdacht geschöpft, weil ihre Mutter in der Klinik plötzlich gestorben war. Sie erstattete Strafanzeige, woraufhin die Mutter der Frau gerichtsmedizinisch untersucht wurde und sieben weitere Leichen exhumiert und obduziert worden waren.

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