Prozessauftakt in Karlsruhe:Bombenleger von Dortmund vor Gericht

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Seine Sprengsätze bastelte er im elterlichen Keller - drei davon deponierte er am Dortmunder Stadion: In Karlsruhe steht ein junger Mann vor Gericht, der die Drogeriemarktkette dm mit Bombendrohungen erpresst haben soll. Noch ist nicht klar, ob bei dem 26-Jährigen eine psychische Störung vorliegt.

Er soll Bomben am Dortmunder Stadion deponiert und die Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe erpresst haben. So lauten die Vorwürfe gegen einen 26-Jährigen, der sich seit diesem Donnerstag vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten muss. Verraten haben ihn nach Überzeugung der Ermittler die Drohbriefe und persönliche E-Mails, in denen der junge Mann ähnliche Begriffe und sprachliche Wendungen benutzte. Er ist wegen versuchter räuberischer Erpressung sowie Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz angeklagt.

Wegen versuchter Erpressung der Drogeriemarkt-Kette dm muss sich der mutmaßliche Täter vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten. Ihm wird vorgeworfen, die Firma mit Drohbriefen zur Zahlung von 2,5 Millionen Euro aufgefordert zu haben. (Foto: dapd)

Zu Beginn des auf neun Verhandlungstage angesetzten Prozesses hüllte sich der aus Malsch bei Karlsruhe stammende Mann in Schweigen. Sein Verteidiger kündigte am Rande der Verhandlung jedoch an, dass sich sein Mandant zu gegebener Zeit äußern werde. Er misst in diesem "sehr speziellen Fall" dem psychologischen Gutachten über die Schuldfähigkeit seines Mandanten eine wichtige Rolle zu. Den bisherigen psychologischen Sachverständigen lehnt er wegen Befangenheit ab.

Oberstaatsanwalt Rüdiger Rehring äußerte sich nur wage zu den Motiven des Mannes. Der Angeklagte habe bei seinen Taten "aus einer eigenen Fantasiewelt" heraus gehandelt, sagte er. Bis Mitte Januar werden 15 Zeugen und neun Sachverständige vor Gericht aussagen. Davon erhoffen sich die Beteiligten Erkenntnisse darüber, ob es dem Mann in erster Linie um Geld ging oder ob er Anerkennung suchte - oder ob eine psychische Störung vorliegt.

Die Anklage geht davon aus, dass der unscheinbar wirkende 26-Jährige im Januar 2010 den ersten Erpresserbrief an die in Karlsruhe ansässige Drogeriekette dm geschrieben hat. Darin forderte er 2,5 Millionen Euro. Für den Fall, dass seine Forderungen nicht erfüllt werden, drohte der Erpresser mit dem Einsatz von Giftgas und Sprengstoff in den Drogeriemarkt-Filialen.

Im Februar und März 2011 erreichten mehrere Mails die deutsche Botschaft in Pakistan. Darin wurden Insider-Informationen über geplante Bombenanschläge in Deutschland angeboten. Sie stammen nach Ansicht von Rehring ebenfalls vom Angeklagten, der zudem in dieser Zeit im Keller der elterlichen Wohnung in Krefeld mit etwa 100 verschiedenen Chemikalien experimentiert und dabei mindestens sechs Behälter mit explosiven Gemischen gefüllt haben soll. Drei dieser von ihm selbst als Bomben bezeichneten Sprengkörper stellte er in der Nähe des Signal-Iduna-Parks in Dortmund ab, drei weitere fanden die Ermittler nach seiner Festnahme im März im Wohnzimmerregal der ahnungslosen Eltern versteckt. Sie waren alle nicht funktionsfähig.

Festgenommen werden konnte der Mann, als sich Botschaft und Bundeskriminalamt auf sein Angebot einließen. Bei einem Treffen nahmen sie den damals 25-Jährigen fest. Durch linguistische Vergleiche der Mails mit den Erpresserschreiben konnten die Ermittler den Zusammenhang der Taten in Karlsruhe und Dortmund herstellen. Dem 26-Jährigen droht eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.

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